SPD-Fraktion unterstützt Aufruf

Die SPD-Fraktion ruft alle Leipzigerinnen und Leipziger auf, ihren Protest gegen den Neonazi-Aufmarsch am 3. Oktober 2004 couragiert und gewaltfrei zu artikulieren. „Nach dem beschämenden Ergebnis der NPD bei den sächsischen Landtagswahlen sollten wir am Tag der deutschen Einheit den Rechtsradikalen zeigen, dass die übergroße Mehrheit der Leipziger Bürgerschaft menschenverachtende und dumpfe Parolen ablehnt“, erklärt Dr. Joachim Fischer, Fraktionsvorsitzender der SPD.

Wir unterstützen daher gern den Aufruf des Aktionsbündnisses „Unser Leipzig ist und bleibt Nazi-Frei!“. Die sozialdemokratischen Stadträte werden selbstverständlich am kommenden Sonntag vor Ort, zum Beispiel beim interkulturellen Fest auf dem Augustusplatz, ihrem Protest Ausdruck verleihen.

Wir begrüßen die strengen Auflagen der Stadtverwaltung gegen Worchs Aufmarsch und fordern das Verwaltungsgericht auf, diese ohne Änderungen zu akzeptieren.
Die SPD-Stadtratsfraktion wiederholt ihre Forderung an Gesetzgeber und zuständige Gerichte, alles zu tun, um solcherart Demonstrationen zu verbieten. Wir vermissen nach wie vor, dass die Grundrechte der Leipziger Bürger, die durch die Aufmärsche wiederholt beeinträchtigt werden, angemessen beachtet werden.

Beschäftigungssicherung statt Kündigungen

Die SPD-Stadtratsfraktion hat sich am vergangenen Wochenende auf einer Klausurtagung über die Eckdaten des Haushaltsplanentwurfes 2005 verständigt. „Dass der Vorschlag der Verwaltung zum ersten Mal seit 1990 einen unausgeglichenen Haushalt vorsieht ist unerfreulich, aber aus unserer Sicht akzeptabel“ erklärt Christian Schulze, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion.

Um den Haushalt ausgeglichen gestalten zu können, müssten einerseits die Einnahmen erhöht, was massive Steuer- und Abgabenerhöhungen bedeuten würde, und andererseits die Ausgaben für freiwillige Aufgaben und Infrastrukturmaßnahmen auf Null reduziert werden. Beide Maßnahmen würde die SPD-Fraktion ablehnen, da sie für die Bürger, aber auch für die Wirtschaft nicht zumutbar sind.

Wir erneuern unsere Forderung, dass die schlechten Rahmenbedingungen – Steuerausfälle, weniger investive Schlüsselzuweisungen, bei gleichzeitig steigenden Sozialausgaben – einer nachhaltigen Verbesserung durch Bund und Freistaat bedürfen.
Wir setzen darauf, dass der Haushaltsansatz der Verwaltung für das kommende Jahr realistisch ist. Gleichzeitig wiederholen wir unsere Forderung, ein langfristiges Investitions- und Finanzierungskonzept vorzulegen.

Die SPD-Stadträte begrüßen den Vorschlag der Verwaltung, dem Thema Kinderbetreuung ein besonderes Augenmerk zukommen zu lassen. Es ist erfreulich, dass Leipzig im kommenden Jahr sechs Millionen Euro zusätzlich für die Kinderbetreuung ausgibt und die Sanierung von Kindertagesstätten (Kitas) ein Schwerpunkt im städtischen Investitionsprogramm ist. Damit wird einer Forderung unserer Fraktion aus dem vergangenen Jahr nachgekommen, den Investitionsstau bei Kitas abzuarbeiten.

Die SPD-Fraktion unterstützt die Bestrebungen der Verwaltung mit den Gewerkschaften einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung auszuhandeln. Die geplante Arbeitszeitverkürzung ist solidarischer und kostengünstiger als betriebsbedingte Kündigungen, die bei einem Nichtzustandekommen des Vertrages anstehen würden. Vor allem jüngere Mitarbeiter der Verwaltung würden als Folge der vorgeschriebenen Sozialauswahl von Kündigungen betroffen sein, was beim jetzigen Altersdurchschnitt von ca. 47 Jahren nicht zu vermitteln wäre.

In den Arbeitsgruppen der Fraktion werden wir in den nächsten Tagen und Wochen diskutieren, in welchen Bereichen des Haushaltes wir Änderungsbedarf sehen.

Ergebnis der NPD erschreckend

Die SPD-Stadtratsfraktion fordert die sächsische CDU auf, im Ergebnis der gestrigen Landtagswahl einen Kurswechsel in der neuen Landesregierung zu vollziehen. „Dabei denken wir vor allem an eine nachhaltige Verbesserung der Kommunalfinanzen zu Gunsten der Städte und Gemeinden, eine Dynamisierung der Kita-Pauschalen und das die Region Leipzig bei den Technologiefördermitteln nicht länger benachteiligt wird“ erklärt Axel Dyck, stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Das Wahlergebnis sehen wir mit gemischten Gefühlen. Zum einen ist es erfreulich, dass die SPD in Leipzig den Trend der Kommunal- und Europawahlen fortsetzen konnte und deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt. Insbesondere das erste gewonnene Direktmandat in Sachsen seit der politischen Wende 1989/90 macht uns stolz und glücklich. Wir gratulieren Gunther Hatzsch und seinem Team ganz herzlich und setzen auf eine starke Vertretung der Interessen Leipzigs im neuen Landtag durch drei sozialdemokratische Abgeordnete.

Erschreckend und unerfreulich ist dagegen das Abschneiden der NPD. Die demokratischen Kräfte im Land haben es leider nicht geschafft, die Rechtsradikalen im Vorfeld der Wahl zu entzaubern. Dies ist nun Aufgabe aller anderen im Landtag vertretenen Parteien in den nächsten fünf Jahren. Wir setzen dabei auf die Unterstützung aller Demokraten, damit es keinen Imageverlust des Freistaates im In- und Ausland gibt.

Zahlreiche Ansprechstellen werden geschaffen

„In Leipzig werden für die derzeit ca. 17 500 Sozialhilfeempfänger genügend Ansprechstellen geschaffen und alle Sorgen zu Hartz IV ernst genommen“, fasst Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender der SPD-Fraktion, die Beratung der Fraktion mit dem Beigeordneten für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der Stadt Leipzig, Burkhard Jung (SPD), zusammen. Ein Vorschlag unserer Fraktion ist, bei der Betreuung auch eine Ombudsstelle einzurichten. Arbeitnehmer, die befürchten, dass Ihr Arbeitsplatz durch die Beschäftigung eines Arbeitslosengeld (ALG) II-Empfängers gefährdet ist, sollen das Problem hier ansprechen und nach Möglichkeit klären können. Oberste Prämisse ist, den ersten Arbeitsmarkt zu stärken und hier neue Jobs zu schaffen. Da dies für nicht alle erwerbsfähigen ALG II-Empfänger umsetzbar ist, müssen auch auf dem zweiten Arbeitsmarkt Projekte realisiert werden.

Darüber hinaus werden die geplanten Hilfsangebote des Rathauses von der SPD-Fraktion begrüßt. So bekommen Leipziger Sozialhilfeempfänger die Möglichkeit, gemeinsam mit speziell geschulten Mitarbeitern des Sozialamtes und Auszubildenden die Anträge für das Arbeitslosengeld II auszufüllen. Die Anträge dazu werden ab sofort rausgeschickt. „Wir werden alles tun, um bei den anstehenden Umstellungen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, damit die von uns betreuten Menschen Sicherheit erhalten und neue Chancen sehen“ versicherte Burkhard Jung.

Auch in der Wohnungsfrage gibt es eine klare Linie: Es gilt, bestehende Wohnverhältnisse nach Möglichkeit zu erhalten. Die von der Stadt vorgeschlagenen Unterkunftskosten, die sich am aktuellen Mietspiegel orientieren, finden die Unterstützung der SPD-Fraktion. Insbesondere die Regelung, dass die Miete bzw. die Wohnungsgröße den Richtwert um 10% übersteigen kann, garantiert, dass Umsiedlungen in großem Stil und Ghettobildungen in sozialen Brennpunktlagen nicht anstehen.
Die Vorlagen, die nicht im Stadtrat votiert werden müssen, werden nächste Woche in die Dienstberatung des Oberbürgermeisters eingebracht.

SPD-Fraktion fordert kleinteilige Ausschreibung

Die SPD-Stadtratsfraktion fordert, bei den Auftragsvergaben zum City-Tunnel regionale Unternehmen besonders zu berücksichtigen. „Durch kleinteilige Lose bei der Ausschreibung müssen lokale klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) zum Zuge kommen“ erklärt Ingrid Glöckner, stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Dabei sollten die Unternehmen Bietergemeinschaften bilden, um ihre Chancen im Wettbewerb zu erhöhen. Bei der gegenwärtigen Baufeldvorbereitung, die ein Gesamtvolumen von ca. 10 Millionen Euro umfasst, wurden beispielsweise 80 Prozent der Aufträge an KMU aus der Region vergeben. Genauso muss es bei späteren Arbeiten, beispielsweise beim Ausbau der vier Haltepunkte laufen. Dafür ist eine separate Ausschreibung für jede Haltestelle wünschenswert.

Das derzeit größte Bauvorhaben in Leipzig hat ein Gesamtvolumen von ca. 572 Millionen Euro und wurde in drei Lose gesplittet. Im Moment läuft die europaweite Ausschreibung für die so genannte Südrampe von der Semmelweisstraße bis zum Bayerischen Bahnhof.

Die Zusammenarbeit zwischen der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES), die im Auftrag des Freistaates die Projektsteuerung für den Tunnelbau übernommen hat und den Kammern verläuft bisher gut. So hat die DEGES der Industrie- und Handelskammer bzw. der Handwerkskammer frühzeitig die Leistungsverzeichnisse zur Verfügung gestellt und über die einzelnen Baumaßnahmen mehrfach informiert. Dies begrüßt die SPD-Fraktion ausdrücklich.Auch die Initiative des SPD-Bundestagsabgeordneten Rainer Fornahl hatte bewirkt, dass die DEGES-Geschäftsführung mit dem Sächsischen Bauindustrieverband, sowie mit den Kammern von Anfang an in ständigen Kontakt ist.

Die SPD-Stadtratsfraktion begrüßt die Informationsoffensive der Bundesregierung zur Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. „Die zahlreichen Demonstrationen und Proteste der letzten Tage sind vor allem Ausdruck tiefer Verunsicherung“ erklärt Ingrid Glöckner, stellvertretende Fraktionsvorsitzende. „Der Aufklärungsbedarf über die Änderungen ab dem kommenden Jahr infolge von Hartz IV ist riesig.“

Statt Emotionen sollten jedoch Fakten die öffentliche Diskussion bestimmen. Viele jetzige Sozialhilfeempfänger werden durch das Arbeitslosengeld (ALG) II finanziell besser gestellt, zum Beispiel Alleinerziehende mit Kindern. Außerdem gibt es erstmals für diese Menschen einen Versicherungsschutz der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung.
Dass ALG II aus reinen Steuermitteln finanziert wird und somit auch von Arbeitnehmern, Arbeitern und Handwerkern, die ein kleines Einkommen beziehen und häufig auch auf jeden Euro gucken müssen, sollte bei der Diskussion ebenfalls beachtet werden.

Das allerwichtigste ist, dass den Langzeitarbeitslosen und jungen Menschen unter 25 Jahren ausreichend und vernünftige Angebote unterbreitet werden. Hier müssen Bundes- und Landesregierung gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung, den Kommunen, den Unternehmen und Verbänden aktiv werden.Wir erhoffen uns baldige Aussagen, wo und wie die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger künftig in Leipzig betreut werden sollen. Die angestrebte gemeinsame Behörde von Arbeitsagentur und städtischen Sozialamt sollte zeitnah ihre Arbeit aufnehmen, damit die ca. 25 000 Betroffenen einen Ansprechpartner bekommen. Die derzeit offenen Fragen, wie Anzahl der Mitarbeiter, Sitz der Arbeitsgemeinschaft, rechtlicher Status, sowie technische Ausstattung müssen schnellstmöglich geklärt werden.

Attraktiven Nahverkehr gewährleisten

Die SPD-Stadtratsfraktion fordert Bund und Freistaat auf, Fördermittel und Zuschüsse für den öffentlichen Personennahverkehr nicht weiter zu senken. „Infolge sinkender Fördermittel und ausbleibender Zuschüsse stehen zum einen wichtige Zukunftsinvestitionen auf der Kippe und zum anderen ist ein schmerzlicher Rückgang der Bilanzsummen der Nahverkehrsunternehmen zu verzeichnen“ erklärt Axel Dyck, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Mitglied im Aufsichtsrat der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB).

Wenn die Mittel der öffentlichen Hand nicht wieder erhöht werden, drohen Fahrpreiserhöhungen und Investitionsverschiebungen. So muss die LVB in den nächsten acht Jahren ca. 110 Millionen Euro zusätzlich erwirtschaften, um notwendige und geplante Investitionen durchführen zu können.
Die derzeit steigenden Energiepreise bringen die Leipziger Verkehrsbetriebe zusätzlich unter Druck, da allein in diesem Jahr Mehrkosten von über 300 000 Euro beim Kraftstoffeinkauf entstehen.

Erst vor wenigen Tagen wurden im Gebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) die Tarife angehoben. Vor allem, weil die Ticket-Zuschüsse für Schüler, Lehrlinge und Studenten in diesem Jahr um vier und in den beiden Folgejahren um acht bzw. zwölf Prozent sinken sollen. Da die Verkehrsunternehmen die Mittelkürzungen nicht allein durch drastisch verteuerte Schülertickets kompensieren wollten, wurden die Tarife im Schnitt um ca. 5 Prozent angehoben. Wir befürchten, dass weitere Preissteigerungen für Busse und Bahnen Teile der Kundschaft verprellen könnten.