Im Juli 2022 hat die Stadt Leipzig ihren Maßnahmenplan zur Einsparung von Erdgas, Strom und Fernwärme bekannt gegeben. Der Maßnahmenplan war mehrstufig strukturiert, um entsprechend auf potenzielle Herausforderungen reagieren zu können. Ziel war es, 15 Prozent an Energie einzusparen. Zu diesem Maßnahmenplan gehört die Absenkung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden, die Absenkung der Wassertemperatur bei den Sportbädern, die mittlerweile zurückgenommen wurde, oder das Abschalten der Effektbeleuchtungen an öffentlichen Gebäuden, wie dem Neuen Rathaus oder dem Völkerschlachtdenkmal. Sogar eine Stilllegung einzelner Objekte, die freiwilligen Aufgabenbereichen dienen, war eine mögliche Maßnahme, wenn eine Energiemangellage angestanden hätte.

Vor diesem Hintergrund fragen wir:

  1. Welche Energieeinsparungen konnten über die ab Juli 2022 eingeleiteten Maßnahmen erzielt werden?
     
  2. In welchem Bereich wurden hierbei die größten Einsparungen erzielt?
     
  3. Haben sich daraus Potenziale für künftige Energieeinsparmaßnahmen ergeben, die unabhängig von potenziellen Energiemangellagen verfolgt werden können?
     
  4. Wie haben Stadt Leipzig und Eigenbetriebe die Einhaltung der Absenkung der Heiztemperatur kontrolliert und ist zukünftig der Einbau digitaler Thermostate vorgesehen?
     
  5. Welche Überlegungen gibt es, die Energieeinsparmaßnahmen auch mit Blick auf die weitere weltpolitische Entwicklung im kommenden Winter wieder zu etablieren und welche Maßnahmen haben sich diesbezüglich als am sinnvollsten dargestellt?

Antwort der Verwaltung:

1. Welche Energieeinsparungen konnten über die ab Juli 2022 eingeleiteten Maßnahmen erzielt werden?

Für die kommunalen Liegenschaften, Straßenbeleuchtung und Lichtsignalanlagen wurden nachfolgende Einsparungen erzielt (ohne Sozialamt, Marktamt und Liegenschaftsamt):

absolute Verbräuche ohne Witterungsbereinigung

         
 Verbrauch 2022 in GWhVeränderung 2022 zum Vorjahr in %Veränderung 2022 zum 3-Jahresmittel in %Veränderung 2022 gegenüber 2019 in %    
Strom*47,05-0,32-1,76-5,98    
Fernwärme72,91-15,72-1,067,54    
Erdgas/Wärme LKE28,05-14,73-12,72-16,82    
Summe148,01-11,16-3,72-2,35
* Verbräuche 2022 aufgrund fehlender Daten teilweise prognostiziert

Verbräuche mit Witterungsbereinigung


 
       
 Verbrauch 2022 in GWhVeränderung 2022 zum Vorjahr in %Veränderung 2022 zum 3-Jahresmittel in %Veränderung 2022 gegenüber 2019 in %    
Strom*47,05-0,32-1,76-5,98    
Fernwärme86,15-4,762,827,21    
Erdgas/Wärme LKE33,15-3,65-9,86-17,08    
Summe166,35-3,32-1,25-2,36
* Verbräuche 2022 aufgrund fehlender Daten teilweise prognostiziert

Grundlegend ist trotz Flächenzuwachs durch Schul- und Kitabaumaßnahmen eine Verbrauchsreduktion für Strom und Wärme gegenüber dem Durchschnitt der letzten Jahre als auch dem Vor-Corona-Jahr 2019 erzielt wurden. Wesentliche Beiträge lieferten hierfür die Umrüstung auf LED bei Straßenbeleuchtung und kommunalen Gebäuden (Intracting), die Nutzersensibilisierung über Halbe-Halbe und die eingeleiteten Maßnahmen aufgrund der Energiekrise, Modernisierung der Heizungsanlagen mit der LKE und die Sanierung kommunaler Gebäude. Bei Wärme ist zu beachten, dass eine fortlaufende Umstellung von Gebäuden von Erdgas auf Fernwärme erfolgt und weiter angestrebt wird.

Auch bei den Eigenbetrieben wurden Einsparungen erzielt. So wurden im Gewandhaus zu Leipzig beim Stromverbrauch 156.240 kWh eingespart. Dies entspricht ca. 14% im Vergleichszeitraum. Bei Wärme wurden 635.000 kWh eingespart. Dies entspricht ca. 29% im Vergleichszeitraum. Der Vergleichszeitraum war Juli 2021 bis Februar 2022 mit dem Zeitraum Juli 2022 bis Februar 2023. Die Angaben sind nicht wetterbereinigt und nicht veranstaltungsbereinigt (u.a. Corona)!).

Der Eigenbetrieb Klinikum St. Georg erreichte eine Einsparung von 9% Erdgas am Standort Delitzscher Straße. Aufgrund der Ausnahmen für medizinische Einrichtigungen in der Energiesicherungsverordnung für kurzfristige Energiesparmaßnahmen (EnSikuMaV) und den hygienischen Anforderungen erfolgten weitestgehend keine Raumtemperaturabsenkungen und Eingriffe in die Warmwasserbereitung. Der Fokus lag auf technische Maßnahmen wie hydraulischer Abgleich, LED-Beleuchtung und Optimierung des Anlagenbetriebes.

Nicht in allen Bereichen liegen die Notwendigen Daten aufgrund fehlender Abrechnungen vor.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Einsparungen je nach Objekt stark variieren.

Eine weiterführende Berichterstattung ist für den Energiebericht vorgesehen. Hier soll dann der Zeitraum bis zum Ende der Heizperiode betrachtet werden.

  1. In welchem Bereich wurden hierbei die größten Einsparungen erzielt?

Die größten Einsparungen wurden im Wärmesektor erreicht. Bei Strom ist neben dem Flächenzuwachs die zunehmende Technisierung und Digitalisierung der Liegenschaften zu beachten.

Im Bereich der öffentlichen Beleuchtung wurden in dem Zeitraum durch die Abschaltung der Anstrahlungsanlagen und durch zusätzliche Reduzierung der Verkehrsbeleuchtung in den Dunkelstunden insgesamt 1.316.540 kWh eingespart. Das sind ca. 12 % Energieeinsparung bei der öffentlichen Beleuchtung und ca. 1 %  bei der Anstrahlung.

  1. Haben sich daraus Potenziale für künftige Energieeinsparmaßnahmen ergeben, die unabhängig von potenziellen Energiemangellagen verfolgt werden können?

Um künftig weitere Energieeinsparungen zu erzielen, sind die in den Antworten der Fragen  1. und 5. aufgeführten Maßnahmen fortzuführen. Wesentliche Maßnahmen wurden im Energie- und Klimaschutzprogramm (EKSP) 2030 der Stadt Leipzig verankert. Um die Komforteinschränkungen gering zu halten, sind technische Maßnahmen weiter zu führen. Maßnahmen die weitergeführt werden sollen, müssen objektkonkret betrachtet werden.

  1.  Wie haben Stadt Leipzig und Eigenbetriebe die Einhaltung der Absenkung der Heiztemperatur kontrolliert und ist zukünftig der Einbau digitaler Thermostate vorgesehen?

Mitarbeitende wurden zu Energiesparmaßnahmen unterwiesen, es wurde ein Intranetbereich zur Energiekrise eingerichtet, die Hausmeister-/innen erhielten Checklisten und Arbeitsanweisungen und die Schulen und Kindertagesstätten wurden über die Fachämter zu den Maßnahmen informiert. Wo die Absenkung durch technische Anlagen möglich war, wurde dies umgesetzt.

Im Rahmen des Intractings und des Projektes Halbe-Halbe wurden vereinzelt digitale Thermostate eingebaut. Dies wird im Rahmen der Programme fortgeführt. Mit den vorhandenen Mitteln kann die Umrüstung nur sukzessive erfolgen. Teilweise ist auch die Modernisierung der Gebäudeleittechnik sinnvoller.

Auch die Eigenbetriebe prüften die Nachrüstung von digitalen Themostaten. Alternativ bringt auch der hydraulische Abgleich in Verbindung mit der Nachrüstung von Behördenkappen deutliche Einspareffekte.

  1. Welche Überlegungen gibt es, die Energieeinsparmaßnahmen auch mit Blick auf die weitere weltpolitische Entwicklung im kommenden Winter wieder zu etablieren und welche Maßnahmen haben sich diesbezüglich als am sinnvollsten dargestellt?

In den Ämtern und Eigenbetrieben wird die Fortführung von Einsparmaßnahmen grundsätzlich weiterverfolgt. Hier ist es das Ziel, eine Balance zwischen den Auswirkungen von Einsparmaßnahmen auf die Nutzung und die zu erzielenden Einsparungen zu finden.

Beispielsweise ist eine Fortführung der Sensibilisierung und Information der Mitarbeitenden und der gebäudenutzenden Personen geplant. Hierzu sollen für die kommunalen Gebäude auch digitale Möglichkeiten ausgeschöpft werden. So startete bereits vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der folgenden Energiekrise ein Projekt über die Smart City Challaenge (SmartCity Challenge Leipzig 2022 – Digital Campus Leipzig). Der Prototyp eines Onlineportals zur Information über Energieverbräuche, Energiekosten und Einsparmaßnahmen für die Nutzer-/innen der kommunalen Gebäude wurde bis Ende Februar 2023 fertiggestellt. An der produktiven Nutzung wird mit den Projektpartnern gearbeitet.

Die Vorgaben für einen energieeffizienten Betrieb der kommunalen Gebäude sind in der Energieleitlinie von 2011 verankert. Eine Fortschreibung ist in Arbeit.

Neben der Nutzersensibilisierung und dem sparsamen Umgang mit Energie liegt daher ein großer Fokus auf der Fortführung der technischen Maßnahmen, welche beispielsweise auch im EKSP 2030 oder in Wirtschaftsplänen der Eigenbetriebe verankert sind.

Um Energieeinsparmaßnamen in der öffentlichen Beleuchtung zu erreichen, ist eine konsequentere und schnellere Umrüstung auf LED Technologien dringend erforderlich, denn dadurch lassen sich über 60 % Elektroenergie einsparen. Dafür sind entsprechenden finanzielle Mittel bereitzustellen. Auch bei den Anstrahlungsanlagen ist die Umstellung auf LED Module fortzuführen. Denn nur durch LED Module lassen sich energieeffiziente und qualitätsgerechte Beleuchtungsanlagen zur Verbesserung der Ordnung und Sicherheit betreiben und das nächtliche Erscheinungsbild der Stadt verbessern.