Aus vielen Kommunen wird berichtet, daß aufgrund des Kostendrucks Ehrengräber verdienter Bürger nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten
aufgelassen werden, wenn diese als nicht mehr genügend bekannt bei der der Allgemeinheit gelten.

Ich frage an:

  1. Wie hat sich die Zahl der Ehrengräber seit 2000 entwickelt? Wieviel Ehrengräber unterhält die Stadt Leipzig aktuell?

  2. Wieviel Ehrengräber wurden seit 2000 aus diesem Status entlassen? Welche Ursachen lagen hierfür jeweils vor?

  3. Sind Überlegungen angestellt oder umgesetzt worden, Ehrengräber aus Kostengründen aufzulassen? Wenn ja, wurde vor Umsetzung dieser Maßnahme
    geprüft, ob die Kosten ggf. geteilt oder von dritter Seite übernommen werden können?

  4. Wirbt die Stadt aktiv Gelder für die Unterhaltung von Ehrengräbern ein?
    Falls nein, sind hier Anfragen bzw. Interessensbekundungen bekannt?

Bereits vor Jahren wurde durch den Stadtrat die leichte Auffindbarkeit des Leipziger Amtsblattes über die Domain www.leipziger-amtsblatt.de
beschlossen. Laut Zeitungsberichten befindet sich diese Adresse in der Hoheit des Madsack-Verlages. Eine Alternativdomain www.leipzigeramtsblatt.de wurde laut
Presse nicht durch die Stadt Leipzig gesichert, sondern durch eine Bürgerin.

Ich frage an:

  1. Befinden sich ich die Domains
    www.leipziger-amtsblatt.de bzw.
    www.leipzigeramtsblatt.de
    aktuell im Eigentum der Stadt Leipzig?
    Falls nein: warum nicht? Falls nein: hat die Verwaltung Kenntnis, in wessen Eigentum sie sich stattdessen befinden?

  2. Falls nein: welche Anstrengungen hat die Verwaltung bisher unternommen, sich o.g. Domains zu sichern?

  3. In welchem Zeithorizont ist damit zu rechnen, daß sich o.g. Domains in der Hoheit der Stadt Leipzig befinden und damit o.g. Stadtratsbeschluß
    umgesetzt wird?

  4. Welche Vorkehrungen unternimmt die Stadt laufend, um zu verhindern, daß sich Privatpersonen und Unternehmen Domains sichern, welche von Bürgern als
    „hoheitlich“ und damit von der Stadt betrieben wahrgenommen werden könnten?

Beschlussvorschlag:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, dem Stadtrat für den Bereich Eutritzscher Straße,
Delitzscher Straße, Bahnanlagen und Roscherstraße einen Aufstellungsbeschluss für einen
Bebauungsplan vorzulegen.

Begründung:
Leipzig verzeichnet seit nun 15 Jahren ein anhaltendes Bevölkerungswachstum. Seit 2009
beträgt die jährliche Einwohnerzunahme 10.000 Menschen und mehr. Im Jahr 2015 betrug
die Zunahme sogar über 16.000 Menschen. Gleichzeitig verfolgt die Stadtentwicklung
erfolgreich das Leitbild der Innenentwicklung. Vor diesem Hintergrund müssen
insbesondere große innerstädtische Brachflächen sowie ungenutzte Bereiche im Hinblick
auf ihre Nutzungszuweisung für die „Wachsende Stadt“ überprüft werden.
Auf der Fläche zwischen Eutritzscher Straße, Delitzscher Straße, Bahnanlagen und
Roscherstraße bestehen derzeit lediglich im jeweiligen Randbereich der Straßen
gewerbliche Nutzungen, der Innenbereich liegt weitgehend brach. Notwendig sind deshalb
eine Überprüfung der Nutzungsvorstellungen sowie eine städtebauliche Gesamtplanung. In
diesem Zusammenhang ist auch zu untersuchen, ob in bestimmten Bereichen
Bestandsnutzungen ggf. verlagert werden können, wenn hierdurch eine effektive
Nutzungszonierung und Nutzungsgliederung möglich wird.
Ein künftig gemischt genutztes Quartier in der entsprechenden Größe im städtischen
Gefüge soll eine eigenständige „stadtgestalterische Adresse“ entwickeln.
Die Antragsteller beauftragen deshalb den Oberbürgermeister, für den genannten
Stadtbereich einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan vorzulegen.

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-FraktionAxel_Dyck2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
liebe Gäste!

Nahezu jede Erzählung vom 9. Oktober 1989 beginnt mit dem Aufruf der Sechs „Aus gemeinsamer Sorge und Verantwortung für unsere Stadt“ und endet mit dem Narrativ „Keine Gewalt“. Das müssen wir als Stadträte heute und auch in Zukunft beherzigen und von uns selbst aber auch von anderen einfordern.
Natürlich ist die gesellschaftliche Komplexität aus der heraus wir uns heute mit dem Thema Gewalt beschäftigen müssen eine andere als damals. Und trotzdem, Gewalt ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, sehr facettenreich und im Täter- und Opferbild unterschiedlich determiniert. Das Schlimme ist, dass Gewalt offensichtlich offen wie versteckt eine nicht zu leugnende Akzeptanz auch in Teilen unserer Stadtgesellschaft besitzt.

Heute müssen wir im Rat über politische Gewalt und kriminellen politischen Extremismus sprechen.
Es beginnt mit Worten und einer Verrohung der Sprache auf öffentlichen Plätzen, in geschlossenen Räumen, in Briefen und Internetforen.
Auf meinen Einwurf vor wenigen Tagen in der LVZ, dass ich im letzen Jahr einen raueren Umgangston auch gegenüber uns ehrenamtlichen Stadträten verspüre, antwortet mir ein Akademiker „Das müssen Sie aushalten“.

Meine Damen und Herren, weder ich noch Sie, weder der Oberbürgermeister noch der Polizeipräsident – Niemand soll und muss das aushalten. Wir dürfen nicht so abstumpfen, dass uns das eines Tages egal ist.
Mit der Gewalt in der Sprache, sowohl im Gesprochenen als auch im Geschriebenen beginnt die Gewalt auf der Straße gegen Menschen und gegen Sachen. Hierzu darf es keine Akzeptanz und Toleranz geben.

Als ich am 12. Dezember gegen 13:00 Uhr, noch in der Hoffnung mich einem friedlichen Protest anschließen zu können, zur Paul-Gerhard-Kirche ging, hörte ich vor der Kirche Reden voller Hass auf die Polizei und Diffamierungen gegenüber den Polizeipräsidenten. Die Spirale der Gewalt begann mittags mit Worten und endete am Nachmittag in Straßenschlachten. Bereits vor 14:00 gab es am Südplatz Zerstörungen und bereitliegende Kleinpflasterhaufen. Die organisierte Gewalt war sichtbar.
Und ich sage es deutlich – das Jahr 2015 und der Beginn des Jahres 2016 war in unserer Stadt geprägt von einer Kette krimineller Anschläge gegen unseren demokratischen und freiheitlichen Staat – und zwar aus politisch extremistischen Positionen heraus.
Aus dem rechtspopulistisch verbrämten Nazismus mit unerträglichen Reden auf den Legida–Kundgebungen, die zur Gewalt aufrufen, heraus.
Aber auch aus dem Linksextremismus und Anarchismus heraus. Wer im Kontext mit Anschlägen von „militantem Antifaschimus“ (falscher Begriff, aber mit Vorsatz gewählt) spricht, darf sich nicht wundern, wenn folgerichtig auch die politische Zurechnung nach Links vorgenommen wird.

Nach dem vorläufigen Höhepunkt im Dezember waren praktisch die Scheunentore offen für den Beginn einer Gewalteskalation mit dem Zeug zu einer Gewaltspirale. Auch hier begleitet von Worten – der Landtagsabgeordnete Pohle forderte den Einsatz von Gummi-geschossen und nach der rechtsextremistischen Hooliganoffensive vom Montag letzter Woche führt die Landtagsabgeordnete Nagel eine Demonstration unter dem Motto „fight back – rechte Strukturen zerschlagen“ an. All das führt nicht zur Mäßigung – im Gegenteil.

Leipzig hatte vor allem in den 90er Jahren ein Gewaltproblem in Connewitz, aber auch in den 2000er Jahren rund um die rechtsextremen Worch – Demonstrationen.
Jede Gewalt war im gesellschaftlichen Umfeld aber anders eingebettet. Und deshalb darf es auch heute nicht auf die sehr komplexen politischen Zusammenhänge einfache Antworten geben, wie bspw. die reflexartige Infragestellung der soziokulturellen Zentren. Hier sind wir vielmehr auf eine fundierte Analyse, möglichst wissenschaftlich fundiert, angewiesen um in einer eben nicht im luftleeren Raum schwebenden Kommune angemessene und dann auch wirksame Lösungen anbieten zu können. Wohl wissend, dass das auf gewaltbereite und hassende Menschen keinen Eindruck hinterlassen wird.
Ich erwarte auch, dass sich der zuständige Fachausschuss intensiver als bisher, vielleicht auch in einer Unterarbeitsgruppe, mit den Sachverhalten kritisch auseinandersetzt und dem Rat entsprechende Handlungsvorschläge unterbreitet.

Was müssen wir gegenüber der Bevölkerung garantieren? Es darf in dieser Stadt keinen rechtsfreien Raum geben! Weder „national befreit“, nicht in islamischen oder anderen ethnischen Parallelgesellschaften und auch nicht in links-autonomen Stadtvierteln. Connewitz gehört nicht allein der autonomen Szene. Und an dieser Stelle sage ich aber auch deutlich: „Links autonome Lebensmodelle“ sind trotz gefühlter Nähe nicht per se mit einem „extremistischen Gewaltpotential“ gleichzusetzen.

Eine freie, offene, bunte, bürgerliche, tolerante, ja auch liberale Stadtgesellschaft von der dörflichen Idylle am Stadtrand bis zur Wagenburg braucht jedoch ein sicheres Umfeld und dafür den Schutz des Staates.
Daher brauchen wir eine Sicherheitsstruktur, in der vor allem die Polizei personell, materiell und strategisch für die jeweiligen Lagen ausreichend ausgestattet ist, aber sich auch nicht permanent in einem moralischen Rechtfertigungsdruck befindet. Wenn nach jedem Polizeieinsatz die üblichen Verdächtigungen gegen die Polizei ausgesprochen werden, bedeutet das nichts anderes, als eine Relativierung der Ursachen für den Einsatz.

Hoffen wir, dass sich keine Gewaltspirale entwickelt – sprechen wir eine deutliche, aber sachlich faire Sprache. Handeln wir konsequent dann, wenn wir uns Handlungsoptionen erarbeitet haben.
Aber bleiben wir bitte bei einem friedlichen Protest gegenüber jeder Form von Gewalt, vielleicht im neuen Jahr mit neuen Protestformaten, um auch hier keine Gewöhnungen eintreten zu lassen.
Vielleicht ist die Distanz des Protestes im öffentlichen Raum wirksamer als die Flugparabel von Pflastersteinen.

Rednerin: Katharina Schenk, Stadträtin der SPD-FraktionKatharina_Schenk2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste, liebe Zuschauer/innen am von mir geschätzten Live-Stream,

heute passiert etwas, was ich – und wohl die Mehrheit hier im Haus – nicht in dieser Form erwartet hätten. Wir sprechen über das Naturkundemuseum an neuem Standort – über die Zukunft eines Museum, das lange – unterstützt von vielen ehrenamtlichen Engagierten und seinen verbliebenen Mitarbeiter/innen – am Leben gehalten wurde und doch nie richtig leben konnte. Der Platz viel zu klein für große Sonderausstellungen, die Mitte viel zu knapp, um überhaupt einmal den riesigen Fundus durcharbeiten zu können, Fachmitarbeiterinnen und Fachmitarbeiter für bestimmte Disziplinen schon lange vermisst und trotzdem kamen Kinder- und Schüler/innengruppen, Interessierte, Liebhaber.

Es wurde immer deutlicher: Dieses Museum will leben – es hat sich ganz in der musealen Tradition gehalten. Befürworterinnen und Befürworter haben sich gesammelt, um es zu bewahren – ein Museum ist eben mehr als bloße Ausstellungspräsentation.

Für all die Engagierten, aber auch für uns kann es nun ein Tag der guten Nachricht werden. Wir haben die Chance – und natürlich birgt sie als solche auch immer gewisse Risiken – ja zu sagen, zu einer greifbaren Zukunft des Naturkundemuseums.
Doch nicht nur das: Wir haben die Chance, diesen Tag gleich mit zwei guten Nachrichten zu schmücken.
Die Geschichte des Theaterhauses ist lang – fast möchte man von einer Geschichte des Wartens sprechen. Sehnsüchtig wird eine Lösung erwartet und eingefordert. Ich will nicht verhehlen, dass die mögliche Integration des Naturkundemuseum zunächst wie eine Gefahr schien. Umso erleichterter waren wir, die Vorlagen schließlich in den Händen zu halten – zwei Sorgenkinder können heute zu Attraktionen – nicht nur für Kinder – werden.

Unsere Zustimmung zum Theaterhaus ist vollkommen klar und unzweifelhaft. Auf einige Bedenken in der Debatte rund um das Naturkundemuseum will ich hier aber knapp eingehen.
In den vergangenen Wochen – als die Konturen des Naturkundemuseums immer klarer wurden – gab es auch in meiner Fraktion viele Fragen. Manche sind immer noch nicht überzeugt. Wird das Museum gut erreichbar sein, gerade auch für kurze Kinderbeine? Wird das Museum eine geeignete Direktorin oder einen geeigneten Direktor finden? Wie kann sich das Museum so attraktiv präsentieren, dass neue Besucherinnen und Besucher gewonnen werden?

Für die Mehrheit meiner Fraktion kann ich nach der Lektüre der abermaligen Neufassung sowie mit dem steten Blick auf einige angedachte Änderungen „Ja“ sagen.
Ja zum zugänglich machen der vorhandenen Sammlungen,
ja zum Bewahren der Geschichte und Zukunft des Museums und
ja zur Chance, endlich wieder Ausstellungen für ein breites Publikum zeigen zu können.
Die Neufassung zeigt uns das feste Bemühen der Verwaltung, ein gut erreichbares, modernes und trotzdem finanzierbares Museum zu schaffen. Dieser Dreiklang ist erstmals so greifbar.

Die Chancen für diese beiden so entschiedenen Projekte für die kulturelle Landschaft Leipzigs kamen unverhofft – wir wollen sie ergreifen, um beide Projekte nun endlich und ein für allemal auf den Weg zu bringen.

Pro Livestream-Übertragung der Ratsversammlung:Ute Elisabeth Gabelmann2
Rednerin: Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Werte Stadtratskollegen,
liebe Gäste!

Bürgerbeteiligung und Transparenz unserer Arbeit sind nichts, was wir gnädig gewähren, sondern eine Bringschuld, die wir als Stadträte haben. In Zeiten von Politikverdrossenheit ist es umso wichtiger, daß wir unser Gesicht hinhalten, uns auch angreifbar machen und so ansprechbar und verläßlich bleiben. Wir machen unsere Arbeit öffentlich und den Leipzigern damit ein Angebot, bei dem sie entscheiden können, ob sie es annehmen. Unsere Entscheidungen werden damit hoffentlich verständlicher, nachvollziehbarer und können kritisch hinterfragt werden.

Contra Livestream-Übertragung der Ratsversammlung:Nicole_Wohlfahrt2
Rednerin: Stadträtin Nicole Wohlfarth

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sehr geehrte Dezernenten, sehr geehrte Frau Dubrau,
Werte Stadtratskollegen, liebe Gäste,

wir entscheiden heute darüber ob wir den Live-Stream aus den Ratsversammlungen für den Rest dieser Wahlperiode ausschreiben wollen. Diese Debatte ist meines Erachtens nach für jeden einzelnen Stadtrat viel zu wichtig, um Sie nur wenigen Interessierten zu überlassen und deshalb sollte sie hier heute geführt werden.
Als der Beschluss über die Einführung gefasst wurde, waren die Hälfte der heute hier sitzenden Ratsmitglieder noch keine Stadträte und Stadträtinnen. Niemand hat gefragt, wie es Ihnen mit der Übertragung ihrer Meinung, ihre Sprachfähigkeit geht, gleichwohl wussten alle mehr oder weniger worauf sie sich einlassen.
Der Live-Stream sollte die Arbeit der Stadträte und Stadträtinnen für die Menschen in unserer Stadt transparenter, die Kommunalpolitik greifbarer machen und zu mehr Bürgerbeteiligung anregen. Ich stelle Ihnen heute die Frage: Hat der Live-Stream diese Aufgabe erfüllt?
• Nutzerzahlen
Regelmäßig wird im Ausschuss für Allgemeine Verwaltung über die Nutzung berichtet. Gleichwohl wir aufgrund von Datenschutzgründen keine 100 prozentige sichere Zuschauerzahl erheben können, lassen sich immerhin im Schnitt 30-80 Zuschauer je Sekunde erheben. Von denen bis zur Hälfte Rathausmitarbeiterinnen und auch Fraktionsmitarbeiter sind, die sich über den Verlauf der Sitzung auf dem Laufenden halten wollen. Selbst die Urlaubsorte einzelner Stadtratsmitglieder finden sich erkennbar in den anschließenden Auswertungen im Ausschuss wieder.
Hat der Live-Stream also diese Aufgabe erfüllt?
• Rechtssicherheit
Immer wieder erleben wir, wie in Debatten hier in der Ratsversammlung nachgefragt wird, wie rechtssicher das ist, was wir gerade beschließen wollen. Mir stellt sich diese Frage heute besonders.
Der Fraktionsübergreifende Antrag von Linken, Grünen und SPD birgt genau diese Frage in sich, wenn wir beschließen sollen, dass Stadträte und Stadträtinnen ihrer Ausstrahlung widersprechen können. Genau das ist aber nicht rechtssicher, da auch die Gerichte zu dieser Frage unterschiedlich urteilen und ein personengebundener Widerspruch für Personen des öffentlichen nicht zulässig ist. Paradoxerweise kann durch diese Regelung der Fall auftreten, dass der MDR hier einen Redebeitrag aufnimmt und selbstverständlich ausstrahlt, den wir im Live-Stream nicht übertragen, weil der oder die Redende der Ausstrahlung widersprochen hat. Damit schränken wir selbst das Material ein, dass wir Bürgern und Medien, doch eigentlich transparent zur Verfügung stellen wollten. Die Frage paralleler Übertragung sollte noch genauer geprüfte werden.
Ein weiterer Knackpunkt befindet sich meines Erachtens im fraktionsübergreifenden Antrag von SPD/Grünen und Linken. Da bei dieser Beschlussfassung alle Daten nach Ablauf der Wahlperiode aus dem Internet gelöscht werden müssen. Wer überprüft das und sorgt für die Umsetzung.
Gleiches gilt auch für die rechtswidrige Verwendung von Mitschnitte unserer Sitzungen. Jede Bürgerin und jeder Bürger hat das Recht auf Informationen, dazu gehört auch den Mitschnitt unserer Sitzungen ausgehändigt zu bekommen. Was er anschließend damit tut, ist für uns weder nachvollziehbar, noch bei rechtswidriger Weiterverbreitung der Urheber schnell ausfindig zu machen. Wer kontrolliert und ahnden solche Verstöße, die bei der aktuellen gesellschaftspolitischen Lage nicht unwahrscheinlich sind?
Erfüllt der Live-Stream dann noch rechtlich sicher seine Aufgabe?
• Persönliches
Nicht jede und jeder in dieser Ratsversammlung ist rhetorisch versiert und nicht jede Äußerung, die hier verlautbar wird, ist ohne Kontext und Jahre später noch verständlich oder würde nacheinander so gesagt werden.
Bitte bedenken Sie, dass wir alle hier ehrenamtlich tätig sind und keine Propheten sind und was zukünftig kommt. Die Nachteile, die wir als politisch Aktive haben werden gefühlt mehr denn weniger. Wird ein kommunalpolitisches Ehrenamt so attraktiv? Daran habe ich meine Zweifel.
• Schlusswort
Hat der Live-Stream seine Aufgabe bisher erfüllt? Meines Erachtens nach hat er das nicht. Die Möglichkeit unsere Sitzung passiv anzuschauen, hat nicht dazu geführt, dass wir mit Menschen ins Gespräch kommen und stellt damit für mich keinen angemessenen Weg dar, Bürger und Bürgerinnen zu beteiligen.

Lassen Sie uns den Mut beweisen, mit den Geldern, die wir für die Übertragung aufwenden würden, geeignetere Wege der Bürgerbeteiligung zu finden. Lassen Sie uns den Mut beweisen, keinem Medium vorzuschreiben, wessen Beiträge es ausstrahlen darf und wessen nicht. Lassen Sie uns nichts beschließen, was rechtlich nicht klar ist.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

  1. Der Masterplan Naturkundemuseum Leipzig 2012 (ANLAGE 2), der Standortvergleich (ANLAGE 3), die Studie zum Kostenrahmen der Standorte Bowlingtreff und Lortzingstraße 3 (ANLAGE 4) und die Standortprüfung Halle 7 Baumwollspinnerei (ANLAGE 5) werden zur Kenntnis genommen. Die grundsätzlichen Aussagen des Masterplans zu den Aufgaben, Zielen und Potentialen des Naturkundemuseums Leipzig sind Grundlage für die Neuausrichtung.

  2. Als Standort für das Naturkundemuseum Leipzig werden mit Ziel der Eröffnung des Museums im Jahr 2020 Flächen in der Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei entwickelt.

  3. Unter Federführung der neuen Leitung des Naturkundemuseums Leipzig wird dem Stadtrat bis zum I. Quartal 2017 die Museumskonzeption für den Standort Halle 7 Baumwollspinnerei vorgelegt.

  4. Im Jahr 2017 wird der Planungsbeschluss zur Umsetzung der Museumskonzeption vorgelegt. Über die Bereitstellung der im Ergebnis der Vorplanung ermittelten Kosten wird im Rahmen der Haushaltsplanung entschieden. Die Mittel werden dann entsprechend durch das Fachamt angemeldet, ebenso die Mittel der Bewirtschaftung. Zur Verbesserung der personellen und sächlichen Ausstattung erfolgt eine schrittweise Erhöhung der Personalstellen des Naturkundemuseums auf mindestens 12,75 VzÄ und einer ebenfalls schrittweisen Erhöhung des Gesamtetats auf mindestens 1.400.000 Euro jährlich bis zum Jahr 2019. Die Einordnung der Maßnahme Erhöhung des Gesamtetats erfolgt mit der Haushaltsplanung in den Folgejahren und wird erst mit deren Beschlussfassung wirksam.

  5. Bei Bestätigung der Halle 7 Baumwollspinnerei als Standort für das Naturkundemuseum Leipzig wird die Liegenschaft Lortzingstraße 3 zu einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt zur Veräußerung ausgeschrieben. Der Verkaufserlös fließt in den Gesamthaushalt ein und dient der Deckung der Ausgaben für den neuen Standort.

6. Die Verwaltung legt dem Stadtrat bis zum I. Quartal 2017 dar, wie der Standort Halle 7 besser an das ÖPNV-Netz angeschlossen wird. Dabei ist insbesondere eine veränderte Linienführung der Buslinie 60 direkt zur Halle 7 und eine weitere südliche Wegeverbindung zum S-Bahnhof Plagwitz mit Zugang zur S-Bahn und zur Straßenbahn zu untersuchen.

Begründung:
Das Naturkundemuseum hat am Standort Lortzingstraße im Vergleich zu den anderen städtischen Museen wenig Beschäftigte und einen bescheidenen Etat. Nach den jetzigen Zeitplan wird das Personal des Naturkundemuseums ab 2017 parallel zur Betreibung des Naturkundemuseums auch an der inhaltlichen Gestaltung des neuen Naturkundemuseums in der Halle 7 auf dem Spinnereigelände mit einbezogen werden. Daher ist eine schrittweise Erhöhung auf die im Masterplan genannten 12,75 VzÄ bis 2019 gegeben. Diesen Personalschlüssel braucht das Museum und einen größeren Gesamtetat braucht das Naturkundemuseum auch nach der Eröffnung um das neue Haus optimal betreiben zu können. Hierbei ist auch auf einen höheren Öffentlichkeitsetat zu achten.
Der geplante Standort für das neue Naturkundemuseum, das LOFFT e.V. und das LTT e.V. ist durch die S-Bahn, die Straßenbahn und den Bus im weiteren Umfeld gut zu erreichen. Der fehlende direkte Zugang zum ÖPNV soll insbesondere durch eine veränderte Busverbindung und durch eine zusätzliche Wegeverbindung im Süden des Bahnhofes Plagwitz mit verbessertem Zugang zur S-Bahn und Straßenbahn (Linie 14) geprüft werden.