Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Vor genau einem Jahr wurden die Haushaltsreden für das Jahr 2010 gehalten. Ich erinnere mich gut – an herausgehobener Stelle wurde in allen Statements teils sehr emotional auf die damals für uns alle ganz neue Situation rund um die KWL eingegangen. Zögerlich, ohne ausreichendes Faktenwissen, teils noch naiv ahnungslos was über uns kommen könnte, aber in großer Sorge um unsere Stadt wurde von allen Rednerinnen und Rednern sehr verantwortungsvoll und ohne politische Trivialpolemik argumentiert. 
Seien wir ehrlich, wir wussten vor einem Jahr noch gar nichts. Heute wissen wir sehr viel mehr, sicherlich aber noch nicht alles, das wird auch so bleiben – Rechtsanwälte, darunter die Stars der internationalen Sozietäten, Staatsanwälte, Richter in Deutschland und England, sogar am Europäischen Gerichtshof, haben den Fall „Leipzig“ übernommen. Taktik bestimmt das Spiel. Die Kontrahenten entwickeln dabei neue Ebenen, in denen schnell die eigentlichen Ursachen des Skandals vernebelt und die möglichen katastrophalen Auswirkungen vor allem in Bezug auf die legitimen Interessenslagen der Stadt Leipzig zweitrangig werden können. Wir tun alle gut daran, sehr aufmerksam und kritisch die weitere Entwicklung zu beobachten und in den Aufsichtsgremien, in denen ein Teil der Stadträte vertreten sind, auch die entsprechenden Entscheidungen verantwortungsvoll mit vorzubereiten.

Da bin ich bei einem meiner „Lieblingsthemen“ – die Gesamtverantwortung, die der einzelne Stadtrat für die Großstadt Leipzig in ihrer Interessensvielfalt mit seinem Mandat übernommen hat.
Es ist bemerkenswert und immer wieder positiv herauszuheben, mit welcher Sorgfalt und Intensität der Stadtrat sich beim Thema KWL der Verantwortung gestellt hat, nahezu frei von politischem Gezänk und den üblichen Rechtfertigungsposen.
Die an dieser Stelle sichtbar gewordene Verantwortung für unsere Stadt muss aus meiner Sicht auf weitere kommunale Handlungsfelder übertragen werden.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir können nicht über den Haushalt der Stadt Leipzig mit Blick auf die Ausgabenseite reden, ohne über seine Finanzbasis nachzudenken und über die Finanzausstattung der Kommunen im Allgemeinen zur sprechen.
Das kann aber sehr schnell in ein „Schwarzes Peterspiel“ ausarten. Dass die kommunale Ebene gemeinhin unterfinanziert ist und durch Bundes- und Landesgesetzgebungen eher be- als entlastet wird, ist bekannt. Da hat sich in 2010 nichts geändert und es wird sich da auch mit großer Sicherheit in 2011 nichts Wesentliches ändern. Es hilft uns deshalb überhaupt nichts und ich bin es persönlich auch Leid, wenn von diesem Platz aus, dem Stadtrat, nur die üblichen Schuldzuweisungen an die Landes- und Bundesebene gerichtet werden. Warum? Erstens sind die Sachverhalte nicht neu und allen auch bekannt.
Und zweitens, über den Sächsischen und Deutschen Städtetag werden auch unter Einflussnahme unserer Ober- und Bürgermeister diese Problemlagen diskutiert und wahrgenommen. Egal in welchen politischen Konstellationen sich die Verantwortungsträger in den Kommunen und den Ländern bzw. Bund gegenüberstehen, die jeweilige Hoffnung, unterschwellig oder direkt formuliert, dass der Wählerwille es irgendwann mal zu Gunsten der vermeintlich benachteiligten politischen Idee richten wird, ist mit Verlaub gesagt, politisches Roulett mit einem Optionsschein auf die Wahlkabine.
Deshalb bin ich auch gegen das Placebo „Verfassungsklage“.

Auch wenn es fatalistisch und verzagt klingen möge. Der Stadtrat als letztes Glied in der Kette, muss die durch ihn nicht direkt beeinflussbare Seite der Finanzausstattung, also den Finanzausgleich im weiteren Sinne, als Tatsache erstmal akzeptieren und seinen Einfluss lieber dort geltend machen und die Verantwortung sowie die Entscheidungskompetenz übernehmen, wo er die Stellschrauben selbst drehen kann. Also bspw. bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für die örtliche Wirtschaft, egal ob es die Privatwirtschaft oder die Kommunalwirtschaft ist. Von dort aus wird die zweite und dritte Achse der Finanzausstattung der Kommune, nämlich über Steuern und direkte Finanzflüsse bestimmt.
Hier dürfen wir uns nicht rausmogeln. Entscheidungen dazu stehen in Kürze an.

Kritik muss aber dann hörbar formuliert werden, wenn langfristig angelegte Entwicklungen und Projekte, die für uns eine vermeintlich verlässliche Basis bildeten, abrupt der Beliebigkeit anheim fallen. Als Merkpunkte sollten hier gelten, die beschlossenen Änderungen im Kulturraumgesetz, die Kürzungen der Jugendhilfepauschalen und die Abschaffung des kostenfreien Vorschuljahres und die Kürzung bei den Städtebaufördermitteln. Kollegen der CDU – Fraktion, wo war eigentlich an dieser Stelle ihr Protest, wo Sie doch vor nicht allzu langer Zeit noch ein zweites freies Vorschuljahr hier in Leipzig durchsetzen wollten?

Sehr geehrte Damen und Herren!
Mit Sorge sehe ich in unserem Land und damit auch mitten in unserer Stadt eine schleichende Entsolidarisierung der Gesellschaft. Und wenn wir ehrlich sind, wir tun in unserer Stadt indirekt eine ganze Menge dafür, dass das so ist. Was meine ich damit? Ein beträchtlicher Teil unseres Haushaltsbudgets wird im Sozialetat, vereinfacht gesagt für Hilfe- und Unterstützungs-leistungen verausgabt – gesetzliche Leistungen und freiwillige Leistungen. Das ist per se nicht zu kritisieren, es ist ein Bestandteil unseres Sozialstaates. Das ist gut und richtig so.

Aber, ist es an dieser Stelle immer richtig, teils unkritisch, den einmal erreichten Status in Umfang und Höhe zu verstetigen, mit aller Macht zu verteidigen oder gar zu erweitern? Ein Großteil der HH-Anträge ist genau in diese Richtung determiniert. Und von 850 Bürgereinwänden fordern fast die Hälfte eine Erhöhung im Kinder- und Jugendhilfebereich. Ist das ein Ausdruck eines alleinigen Defizits an dieser Stelle oder ist unsere Konzentration auf diese Themen auch ein Ausdruck unserer Schwäche in Zeiten kommunaler Finanzschieflagen Balancen selbst anders herzustellen?

Die Entsolidarisierung einer Gesellschaft fängt dort an, wo wir andere Themen und Bevölkerungsschichten benachteiligen oder vernachlässigen und wo sich dieses als Gefühl verfestigt. Diese Gefahr ist immanent, weil für viele Menschen sichtbar und unterschwellig spürbar.
Dies ist keine Frage von oben oder unten in der Gesellschaft. Diese Frage zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten hindurch! Mir geht es vor allem aber um die breite Bevölkerungsmehrheit mit niedrigen und mittleren Vermögensverhältnissen in unserer Stadt.
 Wenn wir in deren Lebensbereichen, dort wo der materielle und immaterielle Wohlstand täglich erarbeitet wird, Defizite weiter zulassen, befördern wir indirekt die Entsolidarisierung der Stadtgesellschaft.
Die Solidargemeinschaft kennt keine Einbahnstraße!

Wo sollten der Rat aus Sicht der SPD–Fraktion deshalb die Schwerpunkte setzen, um Leipzig ohne träumerische Leitbildmelange, aber mit einem Höchstmaß an Realismus stetig weiterentwickeln?
Hierzu einige wenige Gedanken.

Erstens:
Durch einen Vorrang bei Investitionen in den Substanzerhalt unserer gesamten kommunalen Infrastruktur.
Der kurz- und mittelfristige Finanzbedarf über einen Zeitraum von 10 Jahren beläuft sich auf eine Summe, die die 1.500 Mio. EUR-Marke deutlich übertrifft.
Wir haben gerade eine Vorlage zur Diskussion erhalten, die allein im Schulbereich einen Bedarf von 570 Mio. EUR aufweist. Allerdings ohne Finanzierungsmodell.
Ähnlich sieht es bei Kindertagesstätten, Fußwegen, Radwegen, Straßen, Brücken, Kulturbauten, Sportstätten, dem Stadtumbau und der Pflege unserer Umwelt aus.
Der sichtbare Substanzverzehr im öffentlichen Raum ist es, der die Menschen mit Recht verunsichert und verdrossen macht.
Übrigens, diese Projekte sind für mich die eigentliche Daseinsvorsorge und nicht das Breitbandkabel.

Wir werden nicht umhin kommen, an dieser Stelle nicht nur über Prioritäten in der Mangelverwaltung zu reden und hier die entsprechenden Beschlüsse zu fassen. Viel wichtiger erscheint mir in aller Konsequenz, dass wir auch über die Finanzierung und die Finanzkraft unserer Stadt reden. Und zur Finanzkraft gehören auch die städtischen Unternehmen, die als Teil unseres städtischen Vermögens mit in der Verantwortung stehen. Als Hinweis, die jährlichen Investitionen des LVV-Konzerns in ihrem Kerngeschäft überschreiten die Investitionen der Stadt deutlich.

Bevor wir über die Reihenfolge der Baubeschlüsse reden, müssen wir Finanzierungsgrundsätze beschließen – und zwar in diesem Jahr. Da ist der Haushalt nur der zweite Anfang, begonnen wird bereits im Februar mit unserer Haltung zur LVV.

Zweitens:
Mit den beiden uns vorliegenden Anträgen der CDU–Fraktion zu den Strukturen unserer großen Kulturhäuser und zu den städtischen Museen wird sich der Rat über diesen Umweg „wohl oder übel“ einmal grundsätzlich mit der Zukunft der Kultur und der Kunst in unserer glücklicherweise damit reich gesegneten Stadt auseinandersetzen. Und zwar beides „Was wollen wir?“ und „Was können wir?“. Wir stehen hier, auch in unserer Stadt vor einer grundlegenden gesellschaftlichen Wertediskussion.
Die Haushaltsdebatte ist sicherlich hierfür nicht der richtige Ort, aber einige Gedanken sind trotzdem erlaubt:

Der Deutsche Musikrat lässt sich mit folgendem gern zitieren:
Das ökonomische Dilemma der darstellenden Künste besteht darin, dass Produktivitätssteigerungen in ihrem Kernbereich so gut wie unmöglich seien. Die Aufführung einer Oper erfordert den gleichen Zeitaufwand und die gleiche Personalstärke wie zum Zeitpunkt ihrer Uraufführung vor 150 oder 200 Jahren.

Bei Theatern und Oper entfallen rund drei  Viertel der Kosten auf Personalausgaben. Irgendwann haben wir eine funktionstüchtige Infrastruktur, in welcher Kultur stattfinden könnte, aber kein bezahlbares Personal, welches diese betreibt. Auch in unseren Häusern stehen signifikante Lohnsteigerungen an, die im Budget der Häuser und damit im Haushalt nur unzureichend abgebildet sind!

Mit diesen beiden Beispielen bin ich leider wieder zuerst beim ökonomischen Aspekt der Debatte gelandet und müsste doch eigentlich etwas anderes voranstellen.
Nämlich: Wozu brauchen wir die Kultur? Kultur als die eigentliche Daseinsvorsorge um die sicht- und spürbaren Defizite im ethisch-moralischen Kern unserer Gesellschaft, auch in unserer Stadt, beheben zu können.
Die Diskussion muss von beiden Seiten, von den Künstlern und ihren Protagonisten aber auch von den politischen Verantwortungsträgern und den nüchternen Finanzverwaltern ehrlich und auch provokativ geführt werden.
Ohne dieses wichtige gesellschaftliche Gespräch öffentlich geführt zu haben, was Kunst und Kultur uns wert sind, halte ich es für gefährlich, im Angesicht einer schwierigen Haushaltlage der Stadt Leipzig, die Kulturdebatte nur anhand einer Strukturdebatte führen zu wollen. Mir scheint, da wird der Gaul vom Schwanz her aufgezäumt.
Neue Strukturen die den Bestand nur in einer neuen Form zementieren um am Ende Tabellen und Charts kurzfristig etwa freundlicher erscheinen zu lassen bringen uns nicht weiter.

Die Diskussion wird uns viel abverlangen, wenn wir denn bereit sind, diese auch zu führen. Mir sei erlaubt, an dieser Stelle ein mittelgroßes Fragezeichen zu setzen.

Ich hatte von dem immensen Finanzierungsbedarf im Infrastrukturbereich gesprochen. Der ist ohne hinreichende Fördermittelausstattung schlicht nicht auflösbar. Da verwundert es schon, wenn ein 12–Millionenprojekt im Kulturbereich, welches ohne Fördermittel allein durch die Stadt umgesetzt wird, nämlich das neue Alumnat unserer städtischen „Thomaner“, durch eine irritierende Bemerkung des Thomaspfarrers in seinem Weihnachtsrundbrief flankiert wird, wo er von einer aus seiner Sicht mangelhaften Anerkennung der Leistung des Chores in unserer Stadt spricht.

Drittens:
Ein paar Bemerkungen zur Wirtschaftsentwicklung unserer Stadt.
Alle Statistiken im Umfeld des Werte schöpfenden 1. Arbeitsmarktes zeigen trotz der Krisenlage der letzen Jahre leicht positive Entwicklungen. Auf Details muss ich nicht eingehen. Aber wenn die Arbeitslosenquote seit 2006 um 22% (16,9% zu 12,9%) zurückgeht, bei gleichzeitig 10.000 mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe, unsere Achillesferse, über dem von 2007/2008 liegt – dann sind das bemerkenswerte Fakten.
Ich würde mich freuen, wenn diese, für unsere Stadt positive existentielle Tatsache vor allem im Rat etwas mehr Beachtung findet. Nicht um uns auf die Schulter zu klopfen, das würde ja bedeuten, dass wir unsere Rolle an dieser Entwicklung etwas überbewerten, sondern um unser weiteres Handeln an der Verstetigung dieser Entwicklung zu justieren.

Die für das letzte Jahr uns noch versprochene Fortschreibung der Clusterstrategie soll dem Stadtrat nun mit halbjähriger Verzögerung demnächst vorgelegt werden. Dem Fachausschuss Wirtschaft und Arbeit sind die Inhalte im Wesentlichen allerdings bereits bekannt. Ich gehe davon aus, dass der Wirtschaftsbürgermeister bereits auf der Basis der Defizitanalyse entsprechend handelt. Zeitverzögerung im Bereich analysierter Defizite im Umfeld der Wirtschaft ist das letzte was wir brauchen, der Markt ist zu schnell und zu radikal – die Verwaltung dagegen oft zu bräsig.
Das Argument „zu wenig Mitarbeiter“ darf nicht gelten, wenn nötig muss hier zukünftig aufgestockt werden.
Wie verwundbar wir auch in der Hoffnung in die Clusterstrategie sind, zeigt deren externen Einflussfaktoren und deren Volatilität am Beispiel der Strombörse EEX.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zum Schluss noch etwas ganz anderes.
Die beiden letzten Jahre waren in Leipzig, wie in Deutschland von Jubiläen in Erinnerung an den Freiheitsgedanken „1989“ und die Deutsche Einheit „1990“ geprägt. Mit welcher Empathie diese singulären Ereignisse der deutschen Geschichte im Bewusstsein vieler Leipziger und ihrer Gäste sind, hat nicht zu letzt der 10tausendfache Zuspruch bei den Feiern am 9.Oktober gezeigt.

In diesem Jahr steht unser entscheidender Schritt zum „Freiheitsdenkmal“ im Fokus der deutschen Öffentlichkeit. Seien wir dabei bitte nicht zaghaft. Auch hier tragen wir eine sehr große Verantwortung.

Ich möchte zum Schluss mit einem Satz von Klaus von Dohnanyi enden:
„Ohne Ehrlichkeit und Klarheit über die eigene Leistungsfähigkeit und der Grenzen des Verteilungsspielraumes geht es nicht mehr. Dazu gehört Mut. Politischer Mut. Und Mut ist leider die knappste Ressource unserer Gesellschaft

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

die SPD Fraktion begrüßt zunächst den ersten Teil des Verwaltungsstandpunkts, da dieser unsere Intention aufgreift und unser Anliegen unterstützt, die im Bundesverkehrswegeplan enthaltene Autobahn A 72 im Abschnitt AK A 38/A72 bis AS Leipzig/Connewitz als „Neues Vorhaben mit Planungsrecht“ im Weiteren Bedarf zu streichen.  Stattdessen soll dieser Bereich weiterhin durch eine vierspurige Bundesstraße als B 2 bedient werden. Eine Bedienung als Bundesstraße kann einen Beitrag dazu leisten, dass nicht noch mehr Verkehr in die Stadt bis zum Innenstadtring hineingezogen wird.
Eine weitere Verkehrzunahme in diesem Abschnitt, sollte auch vor dem Hintergrund der Situation in der Harkortstraße, verbunden mit der aktuellen Diskussion zum Schwerlasttransport im Musikviertel, vermieden werden.
Durch den Ausbau der Bundesstraße auf Autobahn-Standard würden darüber hinaus viel größere Auf- und Abfahrten und damit deutlich mehr Flächen benötigt und versiegelt. Außerdem fände damit ein erheblicher Eingriff in die Landschafts- und Naturschutzgebiete des Auenwaldes statt.

Da Sie, Herr zur Nedden, in ihrem Verwaltungsstandpunkt auf die dringend nötige Lärmschutzwand in Höhe Teichstraße/Mühlholzgasse/Roßmäßlerstraße eingegangen sind, möchte ich Sie an dieser Stelle noch einmal darum bitten, die Realisierung dieser Maßnahme nach Möglichkeit zu forcieren. Darüber hinaus sollte als Zwischenlösung die Geschwindigkeitsbegrenzung in diesem Bereich mit einem Hinweisschild bspw. Lärmschutz versehen werden, da es sich für die meisten Nutzer nicht erschließt, warum es an dieser Stelle eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt.

Nachdem ich die Stadtverwaltung zum ersten Teil des Verwaltungsstandpunkts gelobt habe, möchte ich nicht verhehlen, dass ich mir etwas mehr Mut beziehungsweise vor allem eine eigene Position bezüglich des zweiten Beschlusspunktes gewünscht hätte. Stattdessen liefert die Verwaltung lediglich eine Abwägung und zieht sich auf das Planfeststellungsverfahren zurück.
Die SPD-Fraktion steht weiter zu ihrem Antrag, der die Stadtverwaltung dazu auffordert, sich gegenüber dem Straßenbauamt Leipzig für eine Alternativplanung zu der derzeitigen Aus- und Umbauplanung einzusetzen. Ziel einer Alternativplanung sollte die Tieferlegung der Bundesstraße B 2 im Bereich des AGRA-Parkes im Zuge des Neubaus dieser Bundesstraße sein.
 

Diese Tunnel-Lösung, welche genau genommen ein Trog mit Deckel ist, schneidet  unter fiskalischen Gesichtspunkten schlechter ab als die Brückenlösung. Diese sensible Stelle sollten wir jedoch nicht ausschließlich unter fiskalischen Gesichtspunkten betrachten.
Ein Tunnel bietet den Vorteil, dass er das Landschaftsbild wesentlich geringer beeinträchtigt als eine Brücke. Gleichzeitig vermeidet er eine Zerschneidung des AGRA-Parks und fördert eine ganzheitliche Nutzung des Parks – mit oder ohne Landesgartenschau. Hinzu kommt eine deutlich geringere Lärmbelastung der angrenzenden Bereiche.

Die Stadt Leipzig ist zwar nicht Baulastträger, dennoch sollten wir noch vor dem durchzuführenden Planfeststellungsverfahren ein klares Signal Richtung Straßenbauamt abgeben. Hierbei ist auch die Unterstützung der örtlichen Mandatsträger aus Bund und Freistaat unabhängig vom Parteibuch gefragt. Auch wenn wir uns heute mit der Tunnel-Lösung für die vermeintlich teuere Version aussprechen, so sparen wir mit Streichung der Autobahn an anderer Stelle Millionen. Einen Teil davon in die Tunnellösung zu investieren, halten wir für sehr gut angelegtes Geld.

Die SPD-Fraktion wird zum Antrag abstimmen lassen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Im Zuge der Beratungen im Rat und in den Ausschüssen hat dieser Antrag an zusätzlicher Bedeutung gewonnen, denn zum Zeitpunkt, als die SPD-Fraktion diesen Antrag eingereicht hat, war noch nicht bekannt, dass in dem Schulgebäude des Beruflichen Schulzentrums für Wirtschaft und Verwaltung an der Bornaischen Straße zukünftig wieder ein Gymnasium beheimatet sein wird. Damit spielt der genannte Straßenabschnitt eine noch wichtigere Rolle als Schulweg als bisher bekannt.
Dies vor allem deshalb, da insbesondere mit den Schülerinnen und Schüler der unteren Klassenstufen jüngere Kinder und Jugendliche den Bereich als Schulweg nutzen werden. Hinzu kommt der S-Bahn-Haltepunkt Connewitz, der nach Fertigstellung des City-Tunnels an Bedeutung gewinnen wird.

Die SPD-Fraktion begrüßt es daher ausdrücklich, dass auch die Stadtverwaltung die Notwendigkeit von Querungshilfen auf der Bornaischen Straße in Höhe Prinz-Eugen-Straße und Höhe Liechtensteinstraße  sieht und in die Planungen zum Neubau der Bornaischen Brücke aufgenommen hat.

An dieser Stelle ein ausdrückliches Lob an die Stadtverwaltung und in diesem Fall vor allem an das Verkehrs- und Tiefbauamt, welches mit seinem Verwaltungsstandpunkt nicht nur den Antrag vollumfänglich unterstützt, sondern mit der Einordnung von Radverkehrsanlagen sogar noch darüber hinaus geht und damit weitere Aspekte der Verkehrsicherheit aufgreift.

Wenn jetzt noch die Errichtung von Hinweisschildern für den oben genannten Abschnitt positiv geprüft werden, würde damit ein wichtiger Beitrag zur Schulwegsicherheit in diesem Straßenabschnitt geleistet werden.
Die SPD-Fraktion wird dem Verwaltungsstandpunkt zustimmen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Um ein Gebäude für ein Gymnasium frei zu lenken, schaffen wir das größte Berufsschulzentrum in Sachsen – nicht, wie es so schön in der Begründung heißt, um der demografischen Prognose der Bevölkerungsentwicklung entgegenzuwirken.

Viele Leipziger verstehen nicht, warum die Stadt vor wenigen Jahren das Mommsen-Gymnasium geschlossen hat, obwohl die Kinder, die es ab dem nächsten Schuljahr wieder besuchen sollen, schon im Kindergarten waren.
Zu dieser Zeit entzog das Kultusministerium noch die Mitarbeit, wenn nicht die geforderte Klassenstärke erreicht wurde, d. h. es wurden keine Lehrer bereitgestellt.
Heute „darf“ eine Kommune entscheiden, welche Schule geschlossen wird. Das Ministerium entscheidet mit der Vergabe der Fördermittel, ob die Schullandschaft deren Vorstellungen entspricht oder nicht.

Im nächsten Schuljahr sollen im neuen BSZ 1 über 3.600 Schüler lernen. Diese sind nicht alle täglich anwesend, müssen aber dennoch verwaltet werden.
Wir Stadträte können nicht heute der Vorlage zustimmen und dann zusehen, wie die Entwicklung weitergeht.
Im Sozialausschuss haben wir festgelegt, dass wir die Zusammenlegung begleiten. Es wird ein Konzept zur Fusion unter Beteiligung der Schulleiter, der Lehrer, der Schülervertretung, der Stadt und der Bildungsagentur erarbeitet. Wir Ausschussmitglieder erwarten regelmäßige Berichte, nicht nur bis die Fusion erfolgte, sondern auch in den ersten Jahren danach.
Es wurde uns zugesichert, dass bei den Sachbearbeiterstellen und bei den Hausmeistern keine Stellenstreichungen stattfinden.

In meiner Fraktion wurde auch diskutiert, ob mit einer Reduzierung der Ausbildungsberufe Entlastung geschaffen werden kann. Wir sind jedoch der Meinung, dass wir für die Leipziger Jugend eine große Auswahl an Ausbildungsberufen vorhalten sollen.

Der Großteil der SPD-Fraktion wird dieser Vorlage aus purer Einsicht in die Notwendigkeit zustimmen. Wir brauchen im nächsten Schuljahr mehr Plätze an Gymnasien, das Geld für einen Neubau haben wir nicht, einen vernünftigen Platz dafür auch nicht.
Es kann uns in den nächsten Jahren immer wieder passieren, dass wir die Schulgebäude für andere Schularten umnutzen müssen. Spätestens, wenn die geburtenstarken Jahrgänge, für die wir jetzt die neuen Grundschulen schaffen, eine Ausbildung beginnen, dann müssen wir die Berufsschulzentren wieder erweitern.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Ergänzungsvorschlag:
Der Beschlussvorschlag wird wie folgt ergänzt:
Es wird die Errichtung einer Bedarfslichtsignalanlage in der Lützner Straße  in Höhe Josephstraße/Odermannstraße geprüft.

Begründung:
Mit durchschnittlich 24.000 Kraftfahrzeugen pro Tag liegt die Lützner Straße deutlich im oberen Drittel der stark befahrenen Straßen in Leipzig. Neben den hier nicht weiter ausgeführten Belastungen durch Emissionen stellt die Lützner Straße darüber hinaus für den nicht motorisierten Querungsverkehr eine Barriere zwischen den Quartieren und den öffentlichen Einrichtungen dar. Die oben dargestellte Maßnahme würde die Durchlässigkeit der Lützner Straße in Richtung Norden wie dem Lindenauer Markt als C-Zentrum oder der Nachbarschaftsschule und in Richtung Süden wie dem Plagwitzer C- Zentrum (u.a. Karl-Heine-Str. mit dem Quartiersmanagement) oder dem zukünftigen Buchkindergarten signifikant erhöhen.
Da genau in diesem baulichen Bereich wie auf Seite 4 der Vorlage beschrieben, bereits eine Lichtsignalanlage für den ÖPNV geplant ist, ließen sich Synergieeffekte nutzen und in der Folge Kosten für eine solche Maßnahme reduzieren.   

Beschlussvorschlag:
1. Die Verwaltung wird beauftragt, zu prüfen,
a) inwieweit die vollumfängliche Erfüllung der Aufgaben, in deren Wahrnehmung Wehrersatzdienstleistende in Einrichtungen der Stadt Leipzig involviert sind, auch nach Aussetzung des Wehrersatzdienstes durch personelle Umstrukturierung stattfinden kann.
b) welcher Bedarf ggf. an zusätzlichem Personal besteht, um diese Aufgaben auch weiterhin zu erledigen, ohne, dass dies mit Einbußen bei Qualität und/oder Quan-tität verbunden ist.
c) inwieweit das unter (b) erwähnte zusätzliche Personal durch geförderte Beschäftigung kompensiert werden könnte.
d) ob die Notwendigkeit der Schaffung dauerhafter Beschäftigungsverhältnisse für die Erfüllung der unter (a) erwähnten Aufgaben besteht und wenn ja, in welchem Maße.
2. Über das Ergebnis der Prüfung wird der Stadtrat in Kenntnis gesetzt.

Begründung:
Eine Aussetzung des Wehrdienstes, wie von der Bundesregierung im Dezember 2010 im Entwurf bestätigt, hätte auch eine rückläufige Zahl von Wehrersatzdienstleistenden zur Folge. Die Auswirkungen auf Einrichtungen der Stadt Leipzig träfen mit 25 von insgesamt 51 Plätzen die Schulverwaltung und mit 21 Plätzen das Hauptamt. Die Auswirkungen bestünden hier in einer Reduzierung von Standards sowie Qualitätsverlusten bzw. im Notwendigwerden von Aufgabenverringerungen. Insbesondere mit Blick auf die Schulverwaltung muss die Stadt Leipzig den drohenden Folgen einer rückläufigen Zahl von Wehrersatzdienstleistenden wirksam begegnen und Alternativen zum Rückzug aus der jeweils spezifischen Aufgabenwahrnehmung bzw. dem Absenken von Standards finden.

Ansprechpartner: Sebastian Walther (Kontakt: 0173-4648946)

Änderungsantrag zum Haushaltsplanentwurf 2011

Der Neubau der Sporthalle Rabet (ehemals Sporthalle Konradstraße) soll mit dem Haushaltsansatz 2.981.450 Euro im Haushalt 2011 eingestellt werden, wenn die vom Freistaat avisierten Fördermittel zur Verfügung stehen.

Deckungsvorschlag: HH-Antrag „Absenkung der Nettokredittilgung auf das Niveau des Planansatzes 2010“

Begründung:

Der Neubau der als Dreifelderhalle konzipierten Sporthalle Rabet dient zum einen als Ersatzneubau für die abgebrannte ehemalige Sporthalle Konradstraße. Zum anderen kann mit der Dreifelderhalle der laut Sportprogramm 2015 bestehende Hallenflächenbedarf im Leipziger Osten ein gutes Stück befriedigt werden.
Für die Maßnahme stehen Versicherungsgelder in Höhe von 809.000 Euro zur Verfügung, die Anfang 2012 verfallen.
Der städtische Anteil an der Gesamtmaßnahme in Höhe von 4.470.000 Euro beträgt laut RB vom 16.09.2009 (BS/RBIV-1718/09) rund 721.000 Euro.