„Der Bau des City-Tunnels bedeutet einen Wendepunkt im Bahnverkehr der gesam-ten mitteldeutschen Region. Damit wird sich Leipzig endgültig zum Eisenbahnkreuz entwickeln.“ Mit diesen Worten begrüßte der Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des Fachaus-schusses für Stadtentwicklung und Bau Dr. Joachim Fischer die Entscheidung der Landesregierung. „Die SPD-Fraktion ist froh und erleichtert, dass nach jahrelangem Tauziehen endlich Nägel mit Köpfen gemacht worden sind. Wir gehen auch davon aus, dass die Kos-tenbelastung für die Stadt in dem Vertrag über die Rahmenfinanzierung verbindlich fest geschrieben wird. „, betonte Dr. Fischer weiter.

Erhebliche Bedenken hat die SPD-Fraktion jedoch bezüglich der Pläne, die südliche Tunnellänge zu verkürzen. Die damit verbundene Kosteneinsparung steht in keinem Verhältnis zu den absehbaren Nachteilen dieser Lösung.

Auf Unverständnis stösst bei der SPD-Fraktion die Haltung der PDS-Fraktion. Noch kurz vor der Entscheidung für den Tunnel reduzierte deren Pressesprecher die Bedeutung des City-Tunnel auf die Konkurrenz zur Straßenbahn. Nun werden die Nörgeleien auf angebliche Kostensteigerungen für die Stadt fokussiert. Damit zeigt die PDS-Fraktion, dass sie sich aus der kleinkarierten Betrachtung des City-Tunnels als lediglich innerstädtische Verbindung nicht lösen kann oder nicht lösen will.

Die SPD-Fraktion teilt in einem Schreiben dem Leiter der Abfallverbrennungswirtschaft der E.ON Kraftwerke GmbH Herrn Horst-Günter Hesse mit, dass die neue Abfallverbrennungsanlage in Ver-antwortung für die Bürger unserer Region aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen abgelehnt wird.

Diese sind einmal die Vielzahl weiterer geplanter Müllverbrennungsanlagen (z.B. Delitzsch, Hal-le und weitere in Sachsen und Sachsen-Anhalt). Außerdem würde das zusätzliche Transportaufkommen mit ca. 30.000 Fahrzeugen pro Jahr eine erhebliche Verkehrsbelastung mit den bekannten Auswirkungen auf die Umwelt bedeuten.

In dem Schreiben wird u.a. weiter ausgeführt:

„Mit großer Verwunderung mussten wir den örtlichen Tageszeitungen entnehmen, dass Ihr Unter-nehmen die Errichtung einer Müllverbrennungsanlage am Standort Lippendorf nach einer scheinbar mehr als zweijährigen Pause weiterverfolgt. Durch die sich anschließende öffentliche Diskussion in der Presse konnte der aufmerksame Bürger erfahren, dass die diesbezüglichen Verantwortungsträger in der Region von der Meldung genauso überrascht waren, wie er selbst. Es dürfte Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit nur unschwer entgangen sein, dass am Standort der Zent-raldeponie Cröbern eine mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage mit einem Durchsatz von 300.000 Mg/a errichtet und betrieben werden wird. Im Klartext bedeutet das, dass die Abfälle aus dem Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen, also aus der Gebietskörperschaft, in der Sie die Müllverbrennungsanlage bauen wollen, ausnahmslos in die mechanisch-biologische Vorbehandlung gehen oder direkt auf der Deponie abgelagert werden, sofern sie nicht vorbehandelt werden müssen. Gemäß Beschlussfassungen der Verbandsversammlung des Zweckverbandes sowie des Aufsichtsrates der WEV mbH sind die Planungen für die MBA in vollem Gange und die Inputmengen der Anlage vertraglich gesichert.“

Abschließend bietet die SPD-Fraktion Herrn Hesse, insbesondere zum Ausräumen vorliegender Diskrepanzen, einen Gesprächstermin an.

Ein wichtiges Thema in der Fraktionssitzung der SPD-Fraktion am 7. November 2001 war die aktuelle Situation des bfb unter den geänderten Förderbedingungen und der vom Arbeitsamt Leipzig festgestellten Mängel. Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee informierte über den gegenwärtigen Stand der Bemühungen der Stadtverwaltung, eine tragfähige Lösung zu finden. Für die SPD-Fraktion ist angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit eine Weiterführung der kommunalen Beschäftigungsförderung auf hohem Niveau auch in Zukunft unverzichtbar. Über die Art und Weise der Umsetzung muss zeitnah diskutiert und entschieden werden. Die SPD-Fraktion nimmt Befürchtungen der Beschäftigten des bfb sehr ernst und erklärt ausdrücklich:

Die Weiterführung des bfb stand und steht für die SPD-Fraktion zu keinem Zeitpunkt zur Debatte.

Überlegungen, Regie-ABM vollständig aus dem bfb auszugliedern, sind nach Meinung der SPD-Fraktion nicht akzeptabel. Wir fordern, dass im bfb weiterhin sowohl Regie-ABM als auch Mitarbeiter im Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ in einem ausgewogenen Verhältnis beschäftigt werden

Für Profilierungsbemühungen einzelner Stadträte oder als Wahlkampfthema ist der bfb allerdings das denkbar schlechteste Objekt. Damit würde eine Kontroverse über die zukünftige Struktur der Beschäftigungsförderung ausgelöst, die letztendlich auf dem Rücken der ohnehin bereits Benachteiligten ausgetragen wird.

Die SPD-Fraktion unterstützt deshalb alle Bemühungen der Stadtverwaltung, für geregelte Verhältnisse bei der Beschäftigungsförderung zu sorgen.

In einem Offenen Brief an Staatsminister Dr. Thomas de Maizière fordert die SPD-Fraktion die Sächsische Staatsregierung mit allem Nachdruck auf, ihren adäquaten finanziellen Beitrag für die langfristige Sicherung der Stasi-Gedenkstätte „Runde Ecke“ in Leipzig zu leisten.

Während sich die Stadt Leipzig, trotz angespannter Haushaltlage, mit einem Betrag von 113.000 DM beteiligt, und die Bundesregierung Mittel in Höhe von 200.000 DM zugesagt hat, zögert die Sächsische Staatsregierung offensichtlich noch immer, die erforderliche Ko-Finanzierung sicher zu stellen.

Gerade dem mutigen Eintreten des Leipziger Bürgerkomitees ist es zu verdanken, dass unersetzliche Beweisstücke aus der bedrückenden Hinterlassenschaft des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gesichert und der Bevölkerung zugänglich gemacht wurden. Wir erinnern daran, dass z.B. nur in Leipzig Unterlagen der HA XV vor der Vernichtung bewahrt wurden.

Die ständig steigenden Besucherzahlen – vor allem auch aus den alten Bundesländern – sind ein Beweis, dass ein zunehmendes Informationsbedürfnis in der Bevölkerung vorhanden ist.

Eine Schließung der Gedenkstätte aus finanziellen Gründen wäre ein unersetzlicher Verlust, insbesondere auch im Hinblick auf die Aufarbeitung der Geschichte des geteilten Deutschlands.

Kontakte zu Taucha aufgefrischt

Auf Einladung des Vorsitzenden der SPD-Fraktion der Stadt Leipzig, Dr. Joachim Fischer, trafen sich der Vertreter der SPD-Fraktionen Leipzig und Taucha und der Bürgermeister der Stadt Taucha, Dr. Holger Schirmbeck, sowie BM Holger Tschense am 29. Oktober 2001im Neuen Rathaus Leipzig. Im Mittelpunkt standen die Auswirkungen der Ansiedlung von BMW auf die Städte Leipzig und Taucha.

Hauptthemen der Beratung waren deshalb u.a.

  • gegenseitige Informationen und frühzeitige Einbeziehung im Hinblick auf planerische und verkehrsplanerische Vorhaben infolge der BMW-Ansiedlung
  • Abstimmung bei geplanten Infrastrukturmaßnahmen
  • Aufnahme von Vertretern der Stadt Taucha in die Koordinierungsgruppe BMW mit beratender Stimme
  • gemeinsame Einberufung einer Bürgerversammlung in Taucha zum Thema BMW-Ansiedlung

Weiterhin sollen die gegenseitigen Informationen zu Regionalentwicklung, Wirtschaftsförderung und Sportereignissen intensiviert werden.

Leipzig, den 30. Oktober 2001

Dr. Joachim Fischer Uwe Kreyßig
Fraktionsvorsitzender stellv. Fraktionsvorsitzender
Stadt Leipzig Stadt Taucha

Die Entscheidung von BMW, ihr neues Werk in Leipzig anzusiedeln, ist von der SPD-Fraktion mit großer Freude und Genugtuung zur Kenntnis genommen worden.

Damit ist der Stadt ein wesentlicher Schritt zu einem ausgeglichenerem Verhältnis zwischen Dienstleistungs- und Produktionsstandort gelungen

Obwohl diese Entscheidung sicherlich zunächst aus rein unternehmensstrategischen Erwägungen getroffen wurde, betrachten wir sie als wesentlichen Beitrag für den „Aufschwung Ost“. Dafür gebührt BMW Dank und Anerkennung.

Gleichermaßen gehen jedoch auch Dank und Anerkennung an den Oberbürgermeister und alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die dieses Ergebnis durch außerordentlich fleißige und zügige Arbeit – gepaart mit der in solchen Fällen unbedingt notwendigen Zurückhaltung in der Öffentlichkeit – möglich gemacht haben.

Die SPD-Fraktion betrachtet es als großen Erfolg, dass sich Leipzig gegen so starke innerdeutsche Konkurrenten, wie Schwerin und Augsburg durchsetzen konnte.Sie wird demzufolge die weiteren notwendigen Schritte nachdrücklich unterstützen, um die getroffenen Zusagen an das Unternehmen einzuhalten.

Die SPD-Fraktion erwartet deshalb, dass die kommenden notwendigen Stadtratsentscheidungen von der Stadtverwaltung zügig vorbereitet und im Stadtrat fraktionsübergreifend eine große Mehrheit finden wird.

Wie anderswo auch, sind in Leipzig steigende Tendenzen der Kinder- und Jugendkriminalität zu verzeichnen. Als Konsequenz erscheint es daher notwendig, die staatlichen und kommunalen Reaktionen auf Straftaten und sozial auffälliges Verhalten junger Menschen zu optimieren. Dies setzt voraus, dass auf Straftaten rasch und ganzheitlich reagiert wird. In Leipzig besteht zwar schon eine relativ gute Zusammenarbeit der Verwaltung mit den Landesbehörden, die Reaktion der Ämter und Behörden auf das Fehlverhalten ist jedoch noch nicht optimal und durchaus noch verbesserungswürdig.

Mehrere Institutionen verschiedener Träger und Dienstherren befassen sich derzeit an verschiedenen Orten nacheinander über viele Monate hinweg mit dem Täter. Dieser Vorgang nimmt schon durch die notwendige Versendung der Akten und die Terminabsprachen mit den jungen Straffälligen und deren Eltern viel Zeit in Anspruch. Als notwendige Konsequenz sollten die staatlichen und kommunalen Reaktionen auf Straftaten und sozial auffälliges Verhalten junger Menschen optimiert werden. Eine solche Optimierung setzt voraus, dass auf Straftaten schnell und umfassend reagiert wird.

In einem Artikel im Stuttgarter Amtsblatt wurde über ein Modellprojekt „Haus des Jugendrechts“ berichtet, das als Steuerungsmodell gegen die ansteigende, besorgniserregende Entwicklung der Straftaten durch Jugendliche eingeführt wurde. Das machte uns neugierig, und nach Recherchen zu diesem Thema kamen wir zu der Überzeugung, was für eine Stadt wie Stuttgart gut ist, kann auch Leipzig nicht schaden. Dieses Stuttgarter Projekt hat nach dem Motto „Kürzere Wege – schnellere Handlungsweise“ den Zusammenschluss aller mit der Straftat beschäftigten staatlichen und kommunalen Dienststellen „unter einem Dach“ zum Inhalt. Ziel ist die

  • Erhöhung der Effektivität bei der Bekämpfung der Jugenddelinquenz
  • Verbesserung der behördenübergreifenden Zusammenarbeit durch räumliche Zusammenfassung.
  • Beschleunigung staatlicher und kommunaler Reaktionen auf Straftaten junger Menschen
  • rasches und zeitnahes Reagieren auf normwidriges Verhalten, bereits bei ersten Verfehlungen
  • langfristige Reduzierung der Jugenddelinquenz

Eine Überschrift aus der Stuttgarter Zeitung vom 7.12.00 lautete: „Erstmals seit Jahren stagniert die Jugendkriminalität“. Staatsanwaltschaft und Polizei sehen zwar zur Euphorie noch keinen Anlass, jedoch zeigen die Modellprojekte für junge Straftäter selbst bei bisher hoffnungslosen Fällen erste Erfolge. Das hat uns ermutigt, auch in Leipzig diesen Weg zu gehen. Sicherlich ist das Stuttgarter Modell nicht nahtlos und in allen Einzelheiten auf Leipzig übertragbar. Zudem ist uns durchaus bewusst, dass wir als Kommunalpolitiker nicht in die Befugnisse von Landesbehörden hinein regieren können. Deshalb hat die SPD-Fraktion einen Antrag in die Ratsversammlung eingebracht. Damit wird die Stadtverwaltung beauftragt zu prüfen, inwieweit auch in der Stadt Leipzig ein solches „Haus des Jugendrechts“ eingerichtet werden kann. Diesem Antrag hat der Stadtrat einstimmig zugestimmt.

Ingrid Doctor Sprecherin der SPD-Fraktion im Jugendhilfeausschuss