Beschlussvorschlag:

  1. Die Stadt Leipzig wird beauftragt, die Erwerbung von Zahnrettungsboxen in Leipziger Kindergärten zu fördern. Die Erwerbungskosten sollen durch Spenden eingeworben werden.
  2. Das Gesundheitsamt wird beauftragt, ein Informationsblatt zu verfassen, welches die Möglichkeiten des Zahnerhaltes durch die Benutzung von Zahnrettungsboxen aufzeigt. Dieses wird an alle Kindertageseinrichtungen, Horte, Schulen, Sporteinrichtungen und Freizeiteinrichtungen in Leipzig verteilt.
  3. Das Gesundheitsamt wird des Weiteren beauftragt, im Rahmen der Qualitätsentwicklung ein Standardverfahren zum Umgang mit Zahnunfällen in Kindertageseinrichtungen, Horte, Schulen, Sporteinrichtungen und Freizeiteinrichtungen zu entwickeln.

Begründung:

Sachsens Schulen und Schwimmbäder wurden mit Zahnrettungsboxen von der Unfallkasse Sachsen ausgestattet. Nach Medienberichten ist der Grund für die flächendeckende Einführung die hohen Unfallzahlen mit Zahnschäden von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren und die daraus entstehenden Kosten und Folgekosten, welche weitaus höher ausfallen als die Investitionen in Zahnrettungsboxen.
In einer kanadischen Studie an Erwachsenen berichten zehn Prozent der Befragten über eine Zahnverletzung in der Kindheit, insgesamt zwei Prozent aller Befragten hatten einen Zahn verloren. Häufigste Ursache waren Sportunfälle. Inwieweit diese Zahlen auf Leipzig übertragbar sind, kann nicht beurteilt werden. Nach PD Dr. Pohl, Universitätszahnklinik Bonn, wird das Thema Zahntrauma auch von Seiten der Wissenschaft sehr vernachlässigt, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Es gibt daher wenig Datenmaterial. Dies betrifft sowohl die nicht unmittelbar zahnbezogenen Folgen von Verletzungen (z.B. Lautbildungsstörungen), wie auch Milchzahnverletzungen allgemein. Auch Studien zu ausgeschlagen bleibenden Zähnen gibt es wenige. Bekannt sind vor allem die dramatischen und teuren Folgen und der sehr enge Zeitrahmen von wenigen Minuten, in dem ausgeschlagene Zähne (Milch- wie bleibende Zähne) in ein adäquates Rettungsmedium gelangen müssen. 

Zahnrettungsboxen haben eine Haltbarkeit von drei Jahren. Um alle Kitas in Leipzig auszustatten, müssten bei einem Preis von 21,00€/Box (Dentosafe, Preis in Apotheken) und bei 202 Kitas (Stand 2008) in Leipzig alle drei Jahre 4250,- € aufgewendet werden. Nach Studien liegt die Erfolgsrate bei 91%.

In den Kindertagesstätten der Stadt Duisburg und der ASB in Hessen wurden die Zahnrettungsboxen in Rahmen der Qualitätsentwicklung und in der Verantwortung um die Gesundheit der Kinder bereits eingeführt. 

Eine Ausstattung mit Zahnrettungsboxen ist daher auch in allen Kindergärten in Leipzig sinnvoll. Weiterführendes Info-Material zu Zahnrettungsboxen wurde an die Fraktionen ausgereicht. 

Ansprechpartnerin: Ute Köhler-Siegel (Kontakt: 0341-4248587)

Antrag der Stadträte H. Bär (SPD-Fraktion), D. Kern (CDU-Fraktion), S. Schlegel (Fraktion Die Linke)

 

Beschlussvorschlag:

Im Rahmen der Umgestaltung des südlichen Teils des D-Zentrums im Grünauer Wohnkomplex 7 wird der jetzige Standort der Wohngebietsgaststätte „Zur Klinke“ gesichert.

Begründung:
Bereits in der ursprünglichen Bebauungsplanung für das Wohngebiet Grünau waren für die meisten Wohnkomplexe die Stadtteilzentren entlang der Fußgängerhauptachsen in Nord-Süd-Richtung in der Grünauer-, Stuttgarter- und Miltitzer Allee und Knotenbildung an den Ost-West-ÖPNV-Achsen Lützner und
Ratzelstraße sowie der S-Bahntrasse angelegt.

Adressenseitig wurden diese Zentrumseinrichtungen benachbarten Straßen zugeordnet, von denen aus sie mit dem Kraftfahrzeug erreichbar waren. Das betrifft auch das Stadtteilzentrum für den Wohnkomplex 7 beidseits der Plovdiver Straße vom nördlichen Schulcampus mit Jugendklub, den Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen sowie Ambulanzen bis zum südlichen Schulkomplex sowie Alten- und Pflegeheim.
Dazu gehören auch die Wohngebietsgaststätte „Zur Klinke“ und eine Kaufhalle in der Einmündung Plovdiver-/Lützner Straße.

Im Rahmen des Stadtumbaus für den Wohnkomplex 7 war in der unmittelbaren Umgebung der Abriss der 11geschossigen Wohnscheibe 23 (Neue Leipziger Straße 2 – 20) sowie der davor befindlichen Typenbauten für Handelseinrichtungen und eines Jugendclubs, der vom Jugendprojekt „Theatrium“ genutzt wurde, vorgesehen. Nicht zum Abriss stehen jedoch der Kaufmarkt (Netto Nord) und die ohngebietsgaststätte
(Baubezeichnungen KH 4 bzw. GS 3), die wichtige Nahversorgungsfunktionen besitzen.

Die Wohngebietsgaststätte „Zur Klinke“ wird neben Gastronomie auch als Treff für Foren und Versammlungen intensiv genutzt. Beide Standorte sollten deshalb als Teil des D-Zentrums WK 7 weiterhin betrachtet und erhalten werden. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Stabilisierung des Wohnkomplexes 7.

Ansprechpartner: Heiko Bär (Kontakt: 0157-71583356)

Anfrage von Heiko Bär, Stadtrat der SPD-Fraktion

 

Im Grünauer WK 7 besteht die Gefahr des Abrisses der Gaststätte „Zur Klinke“ und der Verlust bzw. die Erschwerung der Existenz der betreibenden Gastwirtsfamilie.
Ursächlich ist die Frage, ob im Zuge der Wiedereröffnung des benachbarten Einkaufsmarktes (der Bestandsschutz genießt) das Gaststättengebäude vollständig für Parkplätze abgerissen werden muss, oder ob für diesen Zweck eine kleine Fläche im Besitz der Stadt Leipzig genutzt werden kann. Sofern sich aktuell noch keine Sicherheit für die Gasstätte ergeben hat, wird angefragt:

1. Welche Gründe waren und sind für das ASW und das übergeordnete Dezernat maßgebend, dem Investor öffentliche Flächen zur Verfügung zu stellen, oder nicht? Wie sehen diese Gründe vor dem Hintergrund des Bestandsschutzes für den Markt und aus?

2. Wie hoch ist nach Kenntnis des ASWs/ des Dezernats der Flächenbedarf für den Investor, welcher aus zusätzlichen öffentlichen Grundstücken nötig wäre, um einen Abriss der gastronomisch genutzten Gebäude der Miltitzer Straße 44 zugunsten von Park- und Rangierraum zu vermeiden.

3. Welche Nutzungsformen von öffentlichen Flächen für den zukünftigen Betreiber des Marktes (z.B. neben dem Verkauf auch Nutzungsduldung, ect.) wurden und werden mit welchen bisherigen Ergebnissen geprüft?

4. Wie fließt das öffentlich artikulierte Interesse der Grünauer Stadtteilakteure und der Einwohner nach Erhalt der Gaststätte „Zur Klinke“ in die Entscheidungen des ASWs bzw. des Dezernats ein? Warum ist es vor dem Hintergrund des Bestandsschutzes des Marktes und der Größe der benötigten öffentlichen Flächen (siehe Frage 2) gegebenenfalls nachrangig?

5. Da die Entscheidungen des Baudezernats und dessen untergeordneter Ämter (insbesondere z.B. der Stadtplanung) äußerst wirtschaftsrelevant sind und es im vorliegenden Fall um die Existenz zweier Gastronomiebetriebe geht, ergibt sich die Frage: Inwieweit hat sich die Stadtverwaltung im hier vorliegenden Fall als Dienstleister der Wirtschaft gesehen, vor allem vor dem Hintergrund, dass der Wirt der Gaststätte „Zur Klinke“ auf jeden Fall seinen gegenwärtigen Standort wirtschaftlich bevorzugt und nicht verlassen möchte?

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Im November des vergangen Jahres wurde der interessierten Öffentlichkeit der Bericht zur „Gesellschaftlichen Verantwortung“ der KWL übergeben. Darin findet sich ein Interview der damaligen Geschäftsführer Schirmer und Heininger. Ich zitiere. Heininger: „Allein mit Blick auf die Entstehung der Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise fühlen wir uns darin bestätigt, dass Unternehmen gesellschaftlich verantwortlich agieren müssen. …Insofern stimmt die Richtung.“ Schirmer ergänzt: „ …, dass gerade ein öffentliches Unternehmen wie die KWL verantwortlich … agiert.“
Die Geschäftsführer sind aber ein wichtiger Teil eines Unternehmens. Im Bericht wird weiter über Marktrisiken gesprochen, hier taucht auch der Begriff Forderungsausfälle auf – gemeint ist aber, dass Kunden ihre Wasserrechnung nicht bezahlen – und es wird über finanzwirtschaftliche Risiken im Zusammenhang mit Bonität und Zinsentwicklung philosophiert. Und dann war da noch ein entscheidender Satz: „Das Risikoinventar wird jährlich durch einen Risikoausschuss überprüft und an die jeweiligen Veränderungen angepasst.“
Diese Worte zu Papier zu einem Zeitpunkt, wo beide wussten, dass ihre „Kacke am Dampfen“ ist. Der ganze Bericht muss unter den aktuellen Gegebenheiten als in Worte gegossene, philosophisch verbrämte Verantwortungslosigkeit der beiden Herren gegenüber ihren Mitarbeitern – an die müssen wir auch denken – ihren Kunden und ihren Gesellschaftern interpretiert werden.

Warum spanne ich diesen Bogen zu Beginn meiner Ausführungen zum Haushalt unserer Stadt?
Weil es um Verantwortung geht! Wir alle, so wie wir hier sitzen, haben Verantwortung übernommen. Verantwortung in unserem konsistenten Handeln, nicht vordergründig gegenüber den Mitgliedern von Parteien oder Vereinigungen und deren ideologischen Präferenzen, sondern Verantwortung gegenüber 520.000 Menschen in unserer Stadt, deren Lebensentwürfe so individuell sind, wie es sich für eine offene Großstadt gehört.

Verantwortung in Funktionen, in Mandaten und in Berufungen ist nicht teilbar.
Man kann nicht gleichzeitig stolz auf die Garantie für „sauberes Trinkwasser“ sein und über einen goldenen Türgriff einer Bank in London das „Wasserunternehmen“ in seiner Existenz durch Vermögensvernichtung gefährden.
Genauso wenig können wir als Stadtrat freiwillige kommunale Leistungen im Sozialbereich oder im Kulturbetrieb dauerhaft aufrechterhalten, garantieren oder gar verbreitern, wenn dadurch das Gesamtgefüge des Haushaltes aus der Balance gerät! Verantwortung ist nicht teilbar.

Unsere Stadt Leipzig steht aus meiner Sicht finanzpolitisch vor einem schwierigen Jahr und vor weiteren schwierigen Folgejahren. Dagegen besteht die Chance, dass sich die zweifelsohne positive Gesamtentwicklung unsere Stadt, sowohl auf der Ebene der harten Kennzahlen, als auch auf der Ebene der weichen Standortfaktoren weiter verstetigt, wenn wir mit unserer Politik bei 520.000 Menschen Akzeptanz erringen.

Neben dem nicht näher quantifizierbaren finanziellen Risiko, welches uns schon in diesem Jahr aus der KWL-Geschäftsführeraffäre droht, werden wir uns auch einem daraus abzuleitenden Imageschaden für Leipzig stellen müssen. Über den ebenfalls eintretenden allgemeinen Vertrauensverlust in die Kommunalwirtschaft und in deren Führungspersönlichkeiten will ich hier gar nicht erst sprechen.

Aber wir haben noch weitere Risikofaktoren und äußere Einflüsse auf die Haushaltsgestaltung zu berücksichtigen.
Während das KWL-Desaster durch individuelle Verantwortungslosigkeit begründet ist, bewegen wir uns im Folgenden auf der Ebene systemischer Verwerfungen in den Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Ich muss das an dieser Stelle nicht näher erläutern. Der Sachverhalt ist bekannt. Generationen von Bundesregierungen, egal welcher Farbenlehre und Flaggenfarbe sie angehörten, haben die Finanzkraft der Gemeinden systematisch ausgehöhlt. Vor allem indem immer mehr Leistungen, die aus Bundesgesetzgebungen resultieren, ohne einen angemessenen Finanzausgleich den Gemeinden übertragen wurden.
Ich möchte das an dieser Stelle deutlich sagen: Die Menschen leben zuerst und vor allem und ganz in der Wirklichkeit ihrer Städte und Dörfer und nicht in den föderalen Ebenen Deutschlands. Deswegen müssen auch wir hier im Rat stärker als bisher und unter Zurückstellung parteiisch motivierter Interessenslagen eine tief greifende Gemeindefinanzreform  fordern, um damit die Systematik vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen. Diese muss spätestens 2019 mit Auslaufen des Solidarpaktes in Kraft treten.

Die Finanzkrise schlägt schon in diesem Jahr mit voller Kraft auf die Kommunen durch. Damit wird die Finanzkrise lokal. Die Kosten werden quasi durchgereicht. Ursache ist, dass nicht wie bei früheren Rezessionen der Länderfinanzausgleich eintreten werden kann. Dieser ist gegenwärtig durch Finanzeinbrüche in den Geberländern massiv deformiert. Hinzukommt, dass durch das „Wahnsinnsbeschleunigungsgesetz“ geschätzte vier Milliarden den Ländern und Kommunen verloren gehen werden. Und zwar dauerhaft.
Die vorherigen Konjunkturpakete kosteten die Kommunen bereits Milliarden. Ich möchte der Ehrlichkeit halber nicht verschweigen, dass durch die Konjunkturpakete natürlich auch in Leipzig zumindest die Investitionskraft kurzfristig gestärkt wurde. Aber der Systemausgleich bleibt dauerhaft gestört. Und das ist kreuzgefährlich. Kurzfristiges Wachstum, ich sage hier nur „Irrsinn Abwrackprämie“, entzieht uns die Möglichkeiten für langfristige Zukunftsplanungen zur Wohlstandssicherung.

Die Investitionsfelder der Zukunft sind, ich komme darauf später im Konkreten noch mal zurück, Schulen, Universitäten und Bibliotheken, Schulbildung und Facharbeiterausbildung, Kinderbetreuung und Kindererziehung, Schwimmbäder, Museen, Musikschulen und Theater – Alltagskultur also, aber auch Fragen zur Wohnstruktur in einer Großstadt in vielleicht 20 Jahren, deren Basis wir heute in den Bebauungsplänen legen. Und was ist mit unserem Verkehr in 20 Jahren und Lärm und Luft und Wasser und Energie und der öffentlichen Sicherheit? Aber was passiert wirklich? In Wuppertal und anderen Städten stehen Theater- und Orchesterschließungen an. Der Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden spricht von Museenschließungen. Und in Sachsen wird das Polizeipersonal reduziert und die Ganztagsschulen nach der Modellphase beendet.
In Summe bedeutet das alles: Jeder Euro weniger gezahlte Einkommenssteuer kostet den Bürger mehr als das Doppelte, wenn er die gekürzten Leistungen der Kommune weiter in Anspruch nehmen will.

Das gefährliche daran ist: Wo der Bürger den Staat täglich erlebt, also in den Gemeinden, wird der Staat schwach. Ich nehme Leipzig dabei nicht aus. Dieses aufkommende Bild eines schwachen Staates ist gerade für ein Gemeinwesen problematisch, dass nach demokratischen Prinzipien organisiert ist.

Diese Auswirkungen können katastrophal sein. Richtig gewehrt haben sich die Kommunalpolitiker bisher dagegen kaum. Hoteliers haben in der Bundesregierung offensichtlich einen größeren Fürsprecher oder über ihre Lobbyisten einen besseren Zugang als die Kommunen.
Warum spreche ich heute darüber? Weil wir auch in Leipzig diese Zusammenhänge gegenüber den Bürgern nicht ehrlich vermitteln und zu oft den Eindruck erwecken, „Sagt uns eure Wünsche und wir werden Wege finden, diese zu befriedigen“. Dieser Weg erspart uns zwar viel Ärger im Diskurs mir den Bürgern, verschärft aber nach vorne gesehen unsere Zwangslage. Wer das nicht glaubt, muss nur mal einige HH-Anträge genau ansehen und er findet die Bestätigung.

Ehrlichkeit ist angesagt, um die wichtige Akzeptanz für unser Handeln zu erringen.
Herr Oberbürgermeister, ich erwarte von Ihnen klare Worte und entsprechende Forderungen gegenüber den Regierungen sowie schonungslose Offenheit und Ehrlichkeit über die genannten Auswirkungen auf die Stadt Leipzig.

Von der von vielen auch hier im Saal hoch gelobten ehemaligen Finanzbürgermeisterin und jetzigen Bundestagsabgeordneten, Frau Kudla, ist eher Schlimmes zu erwarten, als das sie für die Kommunen streitet; wer den Beleg sucht, sollte das Interview vom letzten Sonnabend in der LVZ lesen.

Wer mich näher kennt, weiß, dass ich mich eher den Berufsoptimisten zugehörig fühle. Aber hin und wieder ist das Glas eben auch halb leer.

Aber schauen wir mal auf die Seite, wo das Glas dreiviertel voll ist. Und das sind zweifelsohne die positiven Entwicklungstendenzen unserer Stadt in den zurückliegenden Jahren mit Perspektive nach vorn:

  • der stetige Rückgang der Arbeitslosenzahlen
  • die sichtbar positiven Auswirkungen aus der Umsetzung der Stadtentwicklungskonzepte
  • ein Kulturangebot, basierend auf einem sehr hohen Kulturetat, das in Umfang und Qualität einer Millionenstadt noch gut zu Gesicht stünde. Um es klar zu sagen, ich gehöre nicht zu denen, die hier sagen: „Wir leben über unsere Verhältnisse“ – die Frage steht aber im Raum.
  • die merkbaren Fortschritte beim Ausbau der Kindertagesstättenlandschaft
  • und – was ganz wichtig ist – mit der konsequenten, teils schmerzlichen Umsetzung der Entschuldungskonzeption brauchen wir alle hier im Saal, Rat und Verwaltung, uns nicht dem Pauschalvorwurf aussetzen, in vermeintlich fetten Jahren haben wir keine Vorsorge getroffen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Leider werden wir gegenwärtig auf START zurückgesetzt.

Meine Damen und Herren!

Wie sollte der weitere Weg aussehen und wo gibt meine Fraktion in Bezug auf den aktuell zu diskutierenden Haushalt Antworten?
Wenn in der großen weiten Welt über Armut gesprochen wird, fällt im Lösungsansatz als erstes der Begriff Bildung. Nun möchte ich hier an dieser Stelle nicht den Armutsbegriff erläutern und materielle oder geistige Armut in Deutschland in Relationen zu anderen Weltengegenden setzen; aber es ist schon von Bedeutung, wenn wir über das Zahlenmaterial im Lebenslagenreport diskutieren, über Altersarmut sprechen, über kostenfreies Schulessen reden; Begriffe wie Problemfamilien, soziale Verwerfungen, Jugendgewalt, Moral, Drogenmissbrauch, „Berufsperspektive Hartz IV“ verwenden müssen, auch immer über Bildung zu reden.  

Auch wenn im föderalen System quasi starre Zuständigkeiten im Bildungssektor zementiert sind und wir auch hier die teils mangelhafte Finanzausstattung der Kommunen beklagen – das was wir tun können, müssen wir tun. Ziel muss es sein, dass wir als Stadt in nicht all zu ferner Zukunft die Garantie aussprechen und dafür die Verantwortung übernehmen, dass kein Schüler die Schule ohne einen qualifizierten Abschluss verlässt. Und das nicht nur durch Absichtserklärungen.
Deshalb unsere Anträge zum Haushalt und den Wirtschaftsplänen, die natürlich nur Mosaikbausteine im Lösungsansatz sein können:

  • Freier Eintritt in allen städtischen Museen und gebührenfreie Nutzung der Stadtbibliothek für alle bis 18 Jahre
  • Zusätzliche Planungsmittel für den Bau und die Sanierung von Schulen
  • und die Forderung nach Ausweitung des Netzes für Schulsozialarbeiter an Mittelschulen, vor allem mit dem Ziel Hindernisse auf dem Weg zu einem Schulabschluss aus dem Weg zu räumen.

Ein Bildungsabschluss nutzt nicht viel, wenn danach nicht der Start ins Erwerbsleben möglich wird. Die SPD Fraktion wird in Zukunft die Themen Wirtschaft und Arbeit deutlicher als bisher fokussieren. Hierzu einige Anmerkungen zur Wirtschaftsstrategie und –förderung:

Ein für die langfristige Aufstellung interessantes Projekt, welches haushalterisch für 2010 unterlegt ist, ist die externe Evaluation der Clusterstrategie der Stadt Leipzig durch die Handelshochschule. Eine solche Evaluation ist bitter nötig! Wir erhoffen uns davon wichtige Erkenntnisse und Impulse. Denn keines der auch im Haushaltsplan genannten und unterstützten Cluster verdient auch nur den Namen, denn in keinem gibt es auch nur annähernd eine Wirtschaftskraft, welche als kritische Masse für einen Cluster mindestens erforderlich wäre. Schaut man sich die Anzahl und die Streuung der vermeintlichen Cluster an (Logistik, Gesundheit, Automobile, Energie, Medien, Biotechnologie) so muss man die Leipziger Wirtschaft realistischerweise als Gemischtwarenladen ansehen. Das wäre per se nicht schlecht, wenn es sich um eine sich selbst tragende Wirtschaftsvielfalt handelte. Aber die wenigen unterstützenden Mittel, die wir haben, müssen noch zielgerichteter eingesetzt werden.

Wir haben den Eindruck gewonnen, die finanziell untersetzten Programme der Wirtschaftsförderung werden lediglich abgearbeitet. Zitat Bürgermeister Albrecht: „Wir haben unsere Standardinstrumente“. Das klingt nach Verwalten statt Gestalten. Leider hat sich in den letzten Jahren der Eindruck gefestigt, Förderinstrumente werden um der Aktion willen geschaffen, ohne genau definierte und überprüfbare Zielstellung, vor dem Hintergrund einer Gesamtstrategie! Dies führt dazu, dass manche Instrumente von den Unternehmen bloß noch mitgenommen werden. Wichtig wird wohl für die Zukunft sein, den Erfolg der Leipziger Wirtschaftsförderung an klaren Kennzahlen zu messen und zu prüfen. Aber darüber reden wir ja schon seit Jahren. Herr Albrecht, noch mal unsere Aufforderung, verbunden mit einer „Gelben Karte“, beleben Sie das Ungetüm „Leipziger Aktionsplan Beschäftigung“ mit Kreativität.

Womit ich beim Thema bin. Rücken wir doch bitte die anerkannte Wirtschaftspflanze mit dem Namen Kreativität ganz nach vorne auf unsere Interessenskala. Alles was uns umgibt hat mit Kreativität begonnen. All das sind die Sieger im Wettbewerb der Ideen von den Menschen, die etwas unternommen haben und für sich und ihre Mitarbeiter Verantwortung trugen. Natürlich gibt es auch in diesem Bereich Verlierer und Risiken. Na und. Aber der Gewinn für uns alle kann enorm sein. Es geht um Beschäftigung, es geht um qualitatives Wachstum, es geht um individuelle Freiheit. Das Wichtigste und manchmal das Wenige, was wir hier tun müssen, ist Behinderungen beseitigen, verschlossene Freiräume öffnen sowie neuen und verrückten Ideen immer aufgeschlossen gegenüber stehen. Das steht dieser Stadt auch hier gut zu Gesicht.

Noch ein Wort zum Substanzverzehr. Nach dem Winter werden unsere Straßen, Geh- und Fahrradwege noch löcheriger sein als vorher. Das wird sich irgendwann mal in der Bilanz des NKF als Substanzverzehr bemerkbar machen. Die Werthaltigkeit unserer Infrastruktur ist aus unserer Sicht massiv gefährdet, wenn wir die Instandsetzung nicht gegenüber dem Neubau priorisieren. Deshalb auch hier unsere HH – Anträge, wenn gleich auf sehr niedrigem Niveau.

Zum Schluss noch etwas ganz anderes. Dieses Jahr ist nach 2009 für die meisten unter uns im Saal ein weiteres Jubeljahr. 20 Jahre Deutsche Einheit, 20 Jahre Freiheit auch in unserer Stadt, 20 Jahre frei gewählter Stadtrat – damit begann eine unvergleichbare positive Gesamtentwicklung unserer Stadt, für alle, die ehrlich bilanzieren wollen.
Wir wollen bis Oktober das streitige Thema Freiheitsdenkmal auf den Weg bringen. Da ist nicht mehr viel Zeit. Blamieren wir uns nicht.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir werden in einem Monat den Haushalt verabschieden, bis dahin wird die Verwaltung uns einen Ausgleich vorlegen, mit den Verwaltungsmeinungen zu den Anträgen werden irgendwann alle glücklich und zufrieden sein.
Freuen wir uns bitte nicht zu früh. Es wird für uns alle ein sehr schweres Jahr.

Ihnen meine Damen und Herren danke ich für Ihre Aufmerksamkeit!

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
werte Gäste!

Willkommen in der Realität. Für viele von uns gehörte Umweltpolitik a la Ozonloch, Klimawandel oder Luftverunreinigung bisher nur zum sonntäglichen Abendprogramm. Mit dem heute vorliegendem Luftreinhalteplan sollte jedem deutlich werden, dass Umweltpolitik auch und gerade lokal betrieben werden muss.

Der Luftreinhalteplan macht deutlich, wie mit verschiedenen Maßnahmen die Konzentration, vor allem von Feinstaub und Stickstoffoxid in der Luft, reduziert werden kann. Die Stadt Leipzig erfüllt mit dem Luftreinhalteplan jedoch nicht nur irgendwelche gesetzlichen Anforderungen, sondern leistet einen aktiven Beitrag zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung.

Würde man von der öffentlichen Diskussion auf den Luftreinhalteplan schließen, könnte man meinen, dass sich dieser nur mit der Umweltzone und dem Feinstaub beschäftigt. Der Luftreinhalteplan ist jedoch mehr als nur Umweltzone und Feinstaub. So umfasst der Luftreinhalteplan Maßnahmen wie bspw. die Förderung des ÖPNV, den Ausbau des Radwegnetzes, die umweltgerechte Erneuerung der Fuhrparks, die Förderung des Car-Sharings oder die verstärkte Begrünung von Straßenrändern und Fassaden.

Dennoch ist die Diskussion um eine Umweltzone nicht unbegründet. So sagte selbst der für seine kommunale Klimapolitik hoch gelobte grüne Bürgermeister von Tübingen Boris Palmer: „Bei uns lässt sich der Feinstaub von den Umweltzonen kaum beeindrucken.“ Als Gründe führt er unter anderem an, dass ein Großteil aller Fahrzeuge die grüne Plakette bereits vor der Einführung der Umweltzone bekommen hätte. Und Fahrzeuge mit roter Plakette evtl. nur deshalb so alt werden, weil sie kaum verwendet werden. Darüber hinaus nennt er mangelnde Kontrollfähigkeit und Ausnahmetatbestände als Gründe für die fehlende Wirksamkeit. Sein Fazit: „Die Umweltzone hat vor allem Staub und Beschwerden aufgewirbelt.“

Auch wenn Ausnahmetatbestände die Wirksamkeit der Umweltzone reduzieren, sind diese, aus unserer Sicht unabdingbar, da die Verhältnismäßigkeit der Einführung der Umweltzone sonst mindestens fragwürdig wäre. Vor allem da die Umweltzone in Leipzig nahezu das gesamte Stadtgebiet umfasst und die grüne Plakette binnen Jahresfrist für alle Fahrzeuge verlangt wird.
Ausnahmetatbestände müssen aus unsere Sicht dazu beitragen, dass soziale Hartfälle vermieden, Menschen mit schweren Behinderungen in ihrer Mobilität nicht eingeschränkt und Unternehmen nicht in ihrer Existenz gefährdet werden. Darüber hinaus darf die Wirtschaftskraft der Stadt Leipzig nicht zu stark belastet werden.

Auch wenn die Wirkung der Maßnahme Umweltzone begrenzt ist, wäre ohne ihre Einführung der Luftreinhalteplan vom CDU geführten Umweltministerium nicht akzeptiert worden. Darüber hinaus ist die Stadt Leipzig erst seit dem 1.8.2008 für die Aufstellung des Luftreinhaltplans zuständig. Zuvor war dies die Aufgabe des Landesamtes für Umwelt und Geologie, welches dem sächsischen Umweltministerium unterstellt ist. Gerade vor diesem Hintergrund ist die Kampagne von CDU und FDP gegen die Einführung einer Umweltzone doppelzüngig. Von großen Wahlkampfversprechen a la „Umweltzone stoppen“ ist nicht viel übrig geblieben.

Trotz aller Kritik an der Umweltzone sollen wir diese als Fingerzeig betrachten. Wir müssen erkennen, dass wir unsere Entscheidungen zukünftig stärker als bisher auf ihre Umweltverträglichkeit prüfen müssen. Umweltpolitik darf nicht allein Aufgabe des Dezernats Umwelt und Ordnung sein, sondern muss, wie seit kurzem beim „European Energy Award“, ämterübergreifend betrieben werden.
Vom Wirtschaftsdezernat erwarten wir bspw., dass Umweltpolitik nicht nur als Kostenfaktor für Unternehmen, sondern als Chance für Arbeitsmarkt und Wertschöpfung in Leipzig begriffen wird.
In der Städtebaupolitik müssen wir noch stärker darauf achten, dass Leipzig eine Stadt der noch kürzeren Wege wird und fußläufig erreichbare Einkaufsmöglichkeiten die Regel und nicht die Ausnahme sind.
 
Unsere Verkehrspolitik muss darauf ausgerichtet sein, den Anteil des ÖPNV deutlich zu erhöhen. Die Stadt Leipzig sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen und endlich ein attraktives Jobticket einführen. Zusätzlich sollten wir über die Einführung von Kombitickets nicht nur für den Leipziger Zoo, sondern auch für andere städtische Einrichtungen und Großveranstaltungen diskutieren. Darüber hinaus muss das Konzept autoarme Innenstadt endlich umgesetzt und kontrolliert werden.

Mit seiner grünen Lunge und seinen guten topografischen Bedingungen ist Leipzig geradezu hervorragend dazu geeignet die Fahrradhauptstadt zu werden. Leider liegt die Umsetzung des „Handlungskonzepts zur Förderung des Radverkehrs“ hinter den Erwartungen zurück. Eine Erhöhung des Radverkehrsanteils am Modal Split würde die Luftqualität verbessern und die Lärmbelastung senken. Das trägt zum Klimaschutz bei und fördert auch die persönliche Gesundheit.

Auch in der Öffentlichkeitsarbeit, welche die Bevölkerung zu bestimmten Verhaltensweisen animieren kann, steckt erhebliches Potential. Wir wissen, dass ein Großteil der Emissionen durch den Verkehr entsteht. Wir wissen auch, dass noch immer rund 50 Prozent der Wege unter 5 Kilometern mit dem Auto gefahren werden. Wir bräuchten heute nicht über die Umweltzone sprechen, wenn wir in der Vergangenheit mehr Leute dazu hätten bewegen können, das Auto öfter stehen zu lassen.

Wir sollten uns alle fragen, ob Sie, Herr Oberbürgermeister, als Vertreter der Verwaltung, wir als gewählte Vertreter der Leipziger oder jeder Einzelne sein Mögliches zur Verbesserung der Luftqualität bzw. des städtischen Umweltschutzes getan hat. Lassen sie uns gemeinsam das ökologische Potenzial der Stadt Leipzig ausschöpfen.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin und Stellv. Vorsitzende im FA Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

Grundschulbezirke wurden eingerichtet, damit Kinder aus allen sozialen Schichten in eine Schule gehen und die Wege der „Kurzen“ auch kurz sind.
In den letzten Jahren schlug uns die Verwaltung immer mal wieder vor, Grundschulbezirke von maximal drei Schulen zu öffnen.

Meine Fraktion hat lange Zeit die Vor- und Nachteile von Grundschulbezirken diskutiert.
Ein höchst sozialdemokratisches Argument ist das gemeinsame Lernen aller sozialer Schichten in einer Schule. Die Realität sieht aber mittlerweile anders aus. In dieser Stadt gibt es soziale Brennpunkte, aber auch Gebiete mit hoher Kaufkraft. Da gibt es kaum Durchmischung.

Eltern wollen auch im Grundschulbereich selbst entscheiden, in welche Schule ihr Kind geht. Durch Ganztagsangebote haben Grundschulen ihr eigenes Profil entwickelt. Eltern mit starkem sozialem Hintergrund verfügen über genügend Kreativität und auch das nötige Kleingeld, um ihr Kind an der Schule ihrer Wahl unterzubringen.

Das Kultusministerium liefert noch ein stärkeres Argument gegen Schulbezirke: die Kennzahl 25. Um effektiv Lehrer zu beschäftigen, sollen in allen Klassen einer Schule 25 Kinder lernen. Erfüllt eine Kommune diese Anforderungen nicht, gibt es keine Fördermittel, um Schulen zu sanieren. Um den Druck entsprechend aufzubauen, gibt es nicht nur keine Fördermittel für die Schulen, die die Kennzahl nicht erfüllen, sondern für gar keine Grundschulen.
Man kann diese Argumentation nennen, wie man sie will. Die Stadt Leipzig ist auf Fördermittel angewiesen.

Legen wir nun die Grundschulbezirke der Lessingschule, der Manet- Schule, der Schule am Floßplatz und der „Neuen Grundschule“ zusammen, haben die Schüler sicherlich kaum Nachteile.
Melden sich mehr Schüler an, als aufgenommen werden können, entscheidet die Wohnortnähe zur Schule. Die Klassen dieser Schulen werden auch nicht mehr gefüllt, als vorher.
Die Eltern können selbst entscheiden, an welcher dieser vier Schulen ihr Kind lernen soll.

Meine Fraktion kann dieser Vorlage zustimmen, vor allem, weil das Schulverwaltungsamt eingesehen hat, dass die Schule am Floßplatz maximal dreizügig geführt werden kann.

Ansonsten hat das Schulverwaltungsamt an dieser Stelle die Entwicklung gründlich verschlafen. Die Schüler, die ab dem nächsten Schuljahr in diesem Schulbezirk in die Bildungseinrichtung gehen, wurden vor 6 Jahren geboren. Es ist doch logisch- dort, wo jetzt Kinderkrippen- und Kindergartenplätze fehlen, werden auch die Grundschulkapazitäten knapp und später auch die Plätze in den weiterführenden Schulen.
Das Schulverwaltungsamt hat also viele Hausaufgaben auf und ich werde sie kontrollieren – dafür bin ich sogar ausgebildet.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

Redner: Heiko Oßwald, Stadtrat der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Gäste!

In Leipzig werden wieder mehr Kinder geboren und das ist gut so!
Leipzig ist eine wachsende Stadt. Leipzig ist attraktiv geworden für junge Menschen und deren Familien. Dabei stoßen wir auf ein altes Problem. Junge Familien ziehen vor allem in den prosperierenden Leipziger Süden, nach Gohlis, Schleußig oder eben ins Waldstraßenviertel.
So diskutieren wir seit über 5 Jahren darüber, dass Leipzig zwar auf das gesamte Stadtgebiet bezogen ausreichend Kindergartenplätze anbieten kann, aber in besagten Wohngebieten eine wohnortnahe Versorgung noch nicht gewährleistet werden kann.

Die Stadt Leipzig hat große Anstrengungen unternommen, diesen Mangel zu beheben. Etliche Einrichtungen wurden und werden in den unterversorgten Gebieten neu errichtet.
Spätestens hier hätte das Schulverwaltungsamt die Schlussfolgerung ziehen müssen, dass Kindergartenkinder irgendwann auch mal eingeschult werden. Leider Fehlanzeige.
Verschärft wird die Situation zusätzlich dadurch, dass viele Schulen in Mitte Sonderangebote bereithalten z.B. Manetschule Sportangebote bzw. Neruda Schule Sprachangebote, die von Kindern aus ganz Leipzig genutzt werden, das Platzangebot für die wohnortnahen Kinder aber weiter einengen.

Im Stadtbezirk Mitte sind die Kapazitätsgrenzen an den Grundschulen erreicht bzw. überschritten, die Gymnasien werden mit Sicherheit folgen.
Die Lessingschule hat Anmeldungen für 6 erste Klassen obwohl sie dreizügig ausgelegt ist, die anderen Grundschulen in Mitte  sind ebenfalls nahezu ausgelastet.
Die Stadtverwaltung hat nun, auch aufgrund von Druck aus Elternschaft, Lehrern und Politik, erkannt, dass eine Erweiterung der Grundschulkapazitäten in Mitte alternativlos ist und sie hat, nachdem das Problem zur Chefsache erklärt wurde, zügig und angemessen reagiert.
Die vorgeschlagene Lösung ist nicht optimal. Sie stellt aber den einzigen vertretbaren kurzfristigen Lösungsansatz dar. Denn die Zeit drängt, in 6 Monaten ist Einschulung!  Die neue Schule wird die Situation an der Lessingschule deutlich entspannen und allen Kindern im Waldstraßenviertel steht dann eine wohnortnahe Schule zur Verfügung.
Damit können zum neuen Schuljahr die wichtigsten Forderungen der Eltern erfüllt werden.

Für eine umfassende tragfähige und langfristige Lösung brauchen wir aber einen Grundschulneubau in Mitte, da nach allen statistischen Prognosen der Mehrbedarf dauerhaft sein wird. Daher fordern wir von der Stadt, dass jetzt unverzüglich mit der Suche nach einem passenden Standort für den Neubau einer Grundschule und deren Planung begonnen wird und dafür ausreichend Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Dazu hat die SPD-Fraktion einen Haushaltsantrag gestellt, um dies finanziell abzusichern.

Und vom Kultusministerium fordern wir, dass es die neue Schule genehmigen und Fördermittel für den Neubau bereitstellen muss. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Systembauschule als eine Art Nebenstelle der Lessingschule eine Dauerlösung wird. Das kann niemand ernsthaft in Betracht ziehen. Der Freistaat Sachsen muss klar Farbe bekennen.

Noch ein Satz zum Standort. Durch die Möglichkeit der Weiternutzung des Spielplatzes im Wohngebiet sind die Einschränkungen zumutbar.
Abschließend nochmals mein eindringlicher Appell ans Schulverwaltungsamt. Gehen sie bei der weiteren Schulnetzplanung sorgfältiger ran und ersparen sie uns eine zweite Containerlösung.