Schlagwortarchiv für: Quartiersparken

Rednerin: Anja Feichtinger, Stellv. Vorsitzende der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

werte Gäste,

gestern in Ihrer Rede haben Sie, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, leidenschaftlich und eindrucksvoll darauf Bezug genommen, dass wir als Stadtrat und Sie als Verwaltung für die Menschen in unserer Stadt da sind und unser Handeln auf das Wohl der Einwohnerinnen und Einwohner und das Gemeinwohl ausgerichtet sein soll.

Anja Feichtinger

Weiter sprachen Sie von den vor uns liegenden Herausforderungen und Aufgaben und nannten auch die Verkehrswende und hoben ins Wort, wie wichtig diese sei. Sie erwähnten aber auch den Bau von neuen Schulen, die Anpassung der Stadt an den Klimawandel und viele weitere wichtige Themen.

Mit dem Ihnen vorliegenden Antrag möchten wir die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger in Anger-Crottendorf aufgreifen.

Seit der Stilllegung der Industriebetriebe nach 1990 ist Anger-Crottendorf eine reine Wohngegend mit Gebäuden aus der Gründerzeit und der Gegenwart. Vor allem Studierende und junge Familien schätzen an dem Stadtteil die Nähe zur Innenstadt als auch die vielen Erholungsmöglichkeiten durch Kleingärten, Grünflächen und Parks.

Mit dem Zuzug in den letzten fünfzehn Jahren kamen auch immer mehr Pkw in den Stadtteil. Die Straßen sind verstopft, Raum für Fußgänger und Radfahrer begrenzt.

Mit der Entscheidung, eine weitere Grundschule in Anger-Crottendorf auf einem derzeit noch bewirtschafteten Garagenhof zu bauen wird sich die verkehrliche Situation nicht verbessern.

In vielen Diskussionen mit den Bürgern vor Ort, in den Ausschüssen und im Stadtbezirksbeirat wurden viele verschiedene Aspekte der Parkraumbewirtschaftung und der Umgestaltung im Stadtteil diskutiert.

Dennoch fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger nicht gehört und Fronten zwischen Garagenbesitzern, Pkw-Nutzern, Radfahrenden und Fußgängern verhärten sich.

Jetzt meine Frage an Sie, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister. Wie können die Herausforderungen vor Ort gelöst werden? Wir schaffen wir es, dass Schule nicht gegen Garagenhöfe ausgespielt wird, dass Radfahrer und Fußgänger sich unbeschwert und sicher im Straßenraum bewegen können, dass Bürgerinnen und Bürger nach getaner Arbeit einen Parkplatz wohnortnah finden und sich nicht verkehrswidrig auf dem Gehweg parken müssen.

Einige Lösungsansätze gibt es bereits. So wurde in diesem Jahr – auch durch große Anstrengung des Bürgervereins vor Ort – ein Quartiersbus durch die Leipziger Verkehrsbetriebe eingeführt. Die Nutzung muss sich noch etwas einspielen.

Eine weitere Möglichkeit, um die Verkehrssituation vor Ort zu verbessern, wäre die Installation einer Quartiersgarage.

Eine Machbarkeitsstudie liegt vor, eine Parkraumanalyse zeigt, wie angespannt die Situation ist und nun benötigt es einen Willen der Verwaltung, dieses Projekt weiter zu verfolgen.

Aus diesem Grund hatten wir in der SPD-Fraktion entschieden, den Ihnen vorliegenden Antrag zu stellen. Wir möchten mit diesem Antrag erreichen, dass wir uns insgesamt in der Stadt Leipzig dazu Gedanken machen, wie wir zukünftig Verkehrsraum gestalten wollen. Wir freuen uns, dass die Verwaltung hieran schon arbeitet und uns bis zum nächsten Jahr ein Langfristkonzept ruhender Verkehr vorlegen wird. Bitte nehmen Sie uns als Stadtrat auf diesem Weg mit. Die Ausschüsse freuen sich auf die Diskussion.

Darüber hinaus möchten wir, dass wir ein erstes Modellprojekt in Anger-Crottendorf starten. Die Voraussetzungen, die für das Modellprojekt vorliegen sind sehr gut. Grundstück vorhanden, Bau von Rettungswache und Nahversorger angezeigt, Stapeln möglich. Jetzt heißt es die Sache angehen, Kooperationen und Partner zu finden.

Um die Ambition hochzuhalten, hier tatsächlich eine Lösung für den Stadtteil zu finden, möchte ich das Wort „umsetzen“ gern im Antrag stehen lassen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Weg gehen und am Umsetzungskonzept diskutieren. Ich bin guter Hoffnung, dass hier ein Modellprojekt gelingen kann.

Bitte unterstützen Sie die Neufassung unseres Antrags. Vielen Dank!

Die jetzt von der Stadtverwaltung bekannt gegebene Einführung von Anwohnerparken im Waldstraßenviertel wird auch von der SPD-Fraktion positiv aufgenommen. Manfred Rauer, Stadtrat für Mitte und Bewohner des Waldstraßenviertels erklärt dazu:

„Die Parksituation im Waldstraßenviertel ist schon seit Langem ein Problem, vor allem auch für die Anwohner. Die Bundesligaspiele im Stadion und die Veranstaltungen in der Arena verschärfen die Situation noch zusätzlich. Ich bin froh, dass die Stadt nun endlich reagiert hat, auch wenn das Problem eigentlich schon seit Jahren bekannt ist. Wir werden jetzt die entsprechende Verwaltungsvorlage prüfen, um zu sehen, wie das Parkkonzept für das Waldstraßenviertel genau ausgestaltet werden soll und ob ein Nachjustieren notwendig ist.“

Die SPD-Fraktion sieht die Notwendigkeit von Quartiersparken und Parkraumbewirtschaftung allerdings auch für andere Stadtteile und hat deshalb einen Antrag ins Ratsverfahren gegeben. „Die Zahl der in Leipzig zugelassenen Autos ist, wie auch die Einwohnerzahl, in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Das heißt eben auch, dass der Parkdruck in vielen Stadtvierteln steigt, wobei Einpendler und Touristen hierbei noch nicht einmal eingerechnet sind, die ebenfalls Parkplätze beanspruchen. Es ist aus unserer Sicht sinnvoll, Anwohnerparken und eben auch eine Parkraumbewirtschaftung in Vierteln mit hohem Parkdruck einzuführen“, so Stadtrat Axel Dyck, der seine Fraktion im Fachausschuss für Stadtentwicklung und Bau vertritt.

In anderen europäischen Ländern gibt es bereits verschiedene innovative und digitale Lösungen für die Parkraumbewirtschaftung, die den Investitions- und Wartungsaufwand auf längere Sicht möglicherweise verringern, aber auch den Nutzwert für die Bürgerinnen und Bürger erhöhen. Das sind beispielsweise digitale Lösungen für die Reservierung von Parkplätzen und Bezahlung der Parkgebühren oder Parkscheinautomaten, die auch als Ladesäulen für Elektroautos fungieren. „Solche Lösungen sollen bei der Prüfung der Parkraumbewirtschaftung berücksichtigt werden. Wobei wir auch Ausnahmeregelungen für Gewerbetreibende, die in diesen Vierteln zu tun haben, anregen, um beispielsweise Handwerker und Pflegedienste nicht zusätzlich finanziell zu belasten“, so Dyck weiter.

Der Vorschlag der SPD-Fraktion umfasst auch eine Prüfung, inwiefern die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung zur Kofinanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs genutzt werden können. „Wir können uns beispielsweise vorstellen, dass ein kommunales Unternehmen die Parkraumbewirtschaftung übernimmt und die Einnahmen daraus in den ÖPNV fließen. Das soll die Verwaltung prüfen und uns die Ergebnisse  Ende dieses Jahres vorlegen“, erklärt Axel Dyck abschließend.