Redner: Heiko Oßwald, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Gäste!

Wir treffen heute eine Grundsatzentscheidung zur Struktur des doppischen Haushaltes. Ein sehr trockenes Thema, welches aber weitreichende Folgen auf den Informationsgehalt zukünftiger Haushaltspläne haben wird.
In Sachsen haben die Kommunen die Wahl zwischen einer produktorientierten Gliederung oder einer Gliederung nach der Organisationsstruktur.
Die Umstellung auf eine produktorientierte Gliederung, wie es die Vorlage vorsieht, ist nur konsequent. Alle wichtigen Angaben rund um einen Leistungsbereich werden an einer Stelle im Haushalt zusammengeführt und abgebildet.
Was kostet uns die Kinderbetreuung bis zum Schuleintritt? Solche Informationen sind dann für den Stadtrat und die Bürger viel transparenter haushalterisch darstellbar.
Auch ist somit erstmals eine gute Vergleichbarkeit mit anderen Kommunen gegeben, wie und mit welcher Effizienz einzelne Leistungen angeboten werden.

Der Stadtrat muss allerdings in weiteren Schritten klar definieren, welche Teil- und Schlüsselprodukte im Haushalt abgebildet werden sollen. Damit entscheiden wir letztendlich, mit welcher Aussagekraft und politischer Schwerpunktsetzung uns zukünftig die Haushaltspläne vorgelegt werden. Die Möglichkeiten der politischen Steuerung der Kommune durch den Stadtrat werden ausgebaut, da gezielte Leistungs- und Finanzvorgaben für die einzelnen Teil- und Schlüsselprodukte erfolgen können und die Kontrolle der Einhaltung dieser Vorgaben erleichtert wird.
Ein weiterer Vorteil ist, dass es für jedes Produkt einen Produktverantwortlichen geben wird, mit konkreten Befugnissen. Potenziale zur Kostenreduzierung und Leistungsverbesserung können so noch besser erschlossen werden.
Spannend wird hier sein, inwieweit die Verwaltung ihre Organisationsstruktur den neuen Erfordernissen anpasst. Um Veränderungen wird sie schon aus Transparenz- und Effizienzgründen nicht herum kommen.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträtinnen und Stadträte,
verehrte Gäste!

Alles wird teurer. Nun kommt auch noch die Stadt und erhöht die Gebühren für die Kinderbetreuung. Diese Gebühren entstehen, weil die Betriebskosten innerhalb gesetzlich festgelegter Prozentpunkte auf die Eltern umgelegt werden müssen.
Jeder, der die Betriebskostenabrechnung für seine Wohnung für 2006 ohne größere Kreislaufprobleme verwunden hat, kann sich vorstellen, dass auch die Betriebskosten für Kindereinrichtungen gestiegen sind. Im Privatbereich prüft man sofort, wo noch Einsparpotential vorhanden ist und nimmt sich vor, weniger Wasser zu verbrauchen, die Heizung zu drosseln und den Müll noch konsequenter zu trennen.

Nun, wie kann man in einer Kindereinrichtung die Betriebskosten reduzieren?
Diese setzen sich anders zusammen als in einem privaten Haushalt, nämlich aus Personalkosten und Sachkosten.
Die durchschnittlichen Personalkosten der Gemeinde pro Erzieher belaufen sich auf 3.870,11 €. Bei einem Personalschlüssel von 1:6 in der Krippe, 1:13 im Kindergarten und 1:20 im Hort ergibt das einen Personalkostenanteil von 73,48% an den gesamten Betriebskosten.
Kann man in diesem Bereich sparen?
Nein, definitiv nicht! Qualifiziertes Fachpersonal kostet nun mal Geld.

Der zweite Bestandteil sind die Sachkosten. Das sind z. B.:

  • Personalkosten für Wirtschaftspersonal
  • Pädagogisches Material
  • Büroaufwand, Telefongebühren
  • Putz- und Reinigungsmittel, Sanitärbedarf
  • Wasser, Abwasser
  • Energie, Heizung
  • Dienstleistungen (Reinigung, Wäscheservice, Müllentsorgung)
  • Erhaltungsaufwand (kleine Investitionen)
  • Gebäude- und Sachversicherung
  • Fort- und Weiterbildung

Beim Energieverbrauch besteht vor allem in unsanierten Einrichtungen sicherlich größeres Einsparpotential. Die Stadt Leipzig investierte 2007 4. 453.500 €. In der derzeitigen Haushaltssituation ist sicher auch in den nächsten Jahren nicht viel mehr möglich.In den Bereichen Fort- und Weiterbildung, Fachberatung und Anschaffungen für pädagogisches Spielmaterial ist eine Erhöhung der Ausgaben wünschenswert und sinnvoll, um die entsprechenden Bedingungen für frühkindliches Lernen zu verbessern und den von uns beschlossenen Bildungsplan umzusetzen.

Nun, bei den Betriebskosten besteht also kein größeres Einsparpotential. Aber wir leisten uns ja noch jede Menge Freiplätze und Ermäßigungen. Immerhin gab die Stadt Leipzig 2006 11.940.101 € dafür aus. 9903 Kinder nahmen im Februar 2008 Freiplätze in Anspruch, das sind 30,67% der angemeldeten Kinder.
Könnten wir in diesem Bereich sparen?
Nein, meine Fraktion will hier nicht sparen, zum einen, weil Ermäßigungen im SächsKitaG vorgeschrieben sind und zum anderen, weil Ermäßigungen für Alleinerziehende und Geringverdiener sozial gerecht sind.

Den Antrag der CDU-Fraktion finde ich persönlich ganz sympathisch. Seit langem träume ich von kostenfreien Betreuungsplätzen. Zur Umsetzung von Träumen braucht man aber in der Regel Geld und genau das ist, wie Ihnen vielleicht bekannt ist, in dieser Stadt knapp.
Die Grundlagen für eine kostenfreie Kinderbetreuung werden im Land gelegt. Unsere hoch verschuldete Kommune ist nicht in der Lage, Träume einzelner Fraktionen zu erfüllen. Frau Kudlas unglückliche Blicke sagen auch, dass wir uns eine Mindereinnahme im Haushalt nicht leisten können. Mit dem Ergänzungsantrag meiner Fraktion und der Fraktion Die Linke legen wir die Betriebskosten für Mai 2008 bis Dezember 2009 fest. Die Eltern müssen für die Betreuung im Kindergarten und Hort etwas tiefer in die Tasche greifen. Die Stadt Leipzig beteiligt sich auch an den Kosten, für einen Krippenplatz mit 537,47 €, für einen Kindergartenplatz mit 137,65 € und für einen Hortplatz mit 16,91 € pro Monat. Ja, alles wird teurer!
Mein Lieblingsjoghurt kostet mehr, obwohl kein Gramm mehr im Becher ist. Benzin wird auch immer teurer, mein Auto fährt trotzdem nicht weiter oder schneller.
Betreuungsplätze werden auch teurer – aber dafür bekomme ich wenigstens mehr fürs Geld:

  • mehr Qualität durch gut geschultes Personal und
  • mehr Betreuungsplätze für Leipzig!

Anfrage der SPD-Fraktion

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

nach Ankündigung des sächsischen Wirtschafts- und Arbeitsministers Thomas Jurk soll das Bundesprogramm Kommunal-Kombi ab Mai im Freistaat starten. Danach sollen landesweit zunächst rund 6300 ältere Langzeitarbeitslose die Möglichkeit bekommen, über drei Jahre einen gemeinnützigen Job auszuüben.

Die SPD-Fraktion fragt an:

  1. Wie ist der Vorbereitungsstand der Stadt Leipzig zur Umsetzung des Kommunal-Kombi-Programms?
  2. Gibt es Angaben, wie viele Personen in Leipzig an dem Bundesprogramm teilnehmen können?
  3. Für welche konkreten Tätigkeiten sollen die Menschen eingesetzt werden?

Anfrage der SPD-Fraktion

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

in den Leipziger Kindertageseinrichtungen werden auch Kinder von Familien mit Migrationshintergrund betreut.

Die SPD-Fraktion fragt an:

  1. Wie viele Kinder mit Migrationshintergrund besuchen eine Kinderkrippe oder einen Kindergarten?
  2. In welchen Einrichtungen werden die Kinder betreut und aus welchen Ländern kommen sie bzw. die Eltern? (Bitte einzeln aufschlüsseln nach Namen der Einrichtung, Stadtbezirk und Zahl der Kinder nach Herkunft)

Anfrage der SPD-Fraktion

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

in der Ratsversammlung am 14.12.2005 stellten wir die Anfrage: „Umfeld des Betriebes Food Production“. Dabei stellte die amtierende Dezernatsleiterin, Frau Kunath, fest: „Gemäß der Sanierungsordnung der Stadt Leipzig gegenüber der Food Production GmbH vom 1. Dezember 2004 sei der Betreiber verpflichtet worden, bis zum 30. Oktober 2007 die Abgase der Abluftanlage einer Abgasreinigungseinrichtung zuzuführen.“

Wir fragen nach:

  1. Wurde die Abgasreinigungsanlage installiert?Wenn ja: Wurden erneute Abgasmessungen durchgeführt, die die Funktion der Abgasreinigungsanlage bestätigen?
    Wenn nein: Welche Auflagen erteilte die Stadt Leipzig dem jetzigen Besitzer?
    Weiterhin teilte Frau Kunath mit: „Unabhängigkeit von der Anfrage sei im Zusammenhang mit der eventuellen Aufstellung von Verbotsschildern zur Begrenzung der LKW-Einfahrten in das Wohngebiet bereits am 27. Oktober 2005 die Einbeziehung des Amtes für Verkehrsplanung erfolgt. Die Prüfungen dazu seien noch im Gange.“
  2. Zu welchen Ergebnissen kam das Amt für Verkehrsplanung?
  3. Wann können die Anwohner des Wohngebietes mit Parkverbotsschildern für LKW wochentags von 20 Uhr bis 6 Uhr und an Sonn- und Feiertagen rechnen?

Antrag der SPD-Fraktion

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, gegenüber der Landesregierung des Freistaates Sachsen seinen Einfluss dahingehend geltend zu machen, dass die Finanzierung von Quartiers- und Stadtteilmanagements im Programm „Soziale Stadt“ langfristig gesichert wird.

Begründung:

Im Entwurf der Verwaltungsvorschrift des Sächsischen Staatsministeriums des Innern über die Städtebauliche Erneuerung im Freistaat Sachsen finden Quartiers- und Stadtteilmanagements keine Berücksichtigung.
In Leipzig wird das Quartiersmanagement als ein zentrales Instrument der Stadterneuerung begriffen, dessen Bestand in den Stadterneuerungsgebieten im Leipziger Westen, Osten und in Grünau zu sichern ist. Das Quartiersmanagement ist von besonderer Bedeutung, weil durch die Kommunikation und Beratung vor Ort private Ressourcen finanzieller und personeller Art mobilisiert werden können.
Mit dem Wegfall würde die Grundlage für den Aufbau bürgerschaftlicher Netzwerke, aber auch für Investitionsabstimmungen in den Schwerpunktgebieten der Stadterneuerung entzogen, und der Anschubeffekt für private Folgeinvestitionen schwächt sich ab. Damit wird die notwendige Entwicklung des lokalen Investitionsklimas und des sozialen Zusammenhalts enorm gebremst.

Redner: Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des FA Stadtentwicklung und Bau

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!
Ich spreche zu dieser Vorlage für den Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau.

Änderungsantrag 1 der CDU-Fraktion:

Änderung zu Ziffer 8.1. Zeile 2  –  Zustimmung mit Änderung
Neue Formulierung:
„ein vom Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau zu benennendes Mitglied“
Der Fachausschuss orientiert auf einen Vertreter der Architektenkammer, da wir der Auffassung sind, dass die Belange der Stadtgestaltung und der Architektur stärker als bisher in dem Beirat vertreten sein sollten.

Änderungsantrag 2 FA Kultur  –  einstimmige Ablehnung

FA Stadtentwicklung und Bau spricht sich gegen eine grundsätzliche Bereitstellung  eines Budgets bei kommunalen Bauaufgaben aus.
Die Mitglieder des Fachausschusses möchten den Vorschlag der Verwaltung zur Prüfung im Einzelfall beibehalten. Die finanzielle Situation der Stadt lässt es nicht zu, dass grundsätzlich Geld für Kunst am Bau ausgegeben wird, egal ob damit eine Wirkung erzielt werden kann oder ob das Objekt z.B. unbeachtet in der zweiten Reihe steht.

Bedenken Sie bitte bei Ihrer Entscheidung, dass das Investitionsvolumen der Stadt eng begrenzt und vor allem konstant ist. Wenn davon ein Anteil für Kunst ausgegeben wird, reduziert sich die Anzahl der Objekte, und es werden auch weniger Schulen oder Kindergärten saniert.       
Ganz persönlich bin ich der Auffassung, dass ein gut gestaltetes bauliches Objekt allein ein Kunstwerk darstellt. Eine attraktive Frau bedarf auch keiner Brosche, um Aufmerksamkeit zu erzielen.

Ergänzungsantrag 1 der CDU-Fraktion und ÄA 3 Fraktion Bündnis 90/Die Grünen lagen zur FA-Sitzung noch nicht vor und wurden deshalb nicht votiert.